Re: Hilfe mit meinem bipolaren Vater

04. 11. 2020 12:44
ohne dass dein Vater endlich mal krankheitseinsichtig wird und Verantwortung für sich aber auch seine Beziehungen zur Umwelt übernimmt, kannst du dich wahrscheinlich kopfstellen.

ER muss zu der Einsicht gelangen bzw. den dringenden Wunsch entwickeln, solche Zustände nie wieder haben zu wollen und alles dafür zu tun, dass daraus etwas wird. D.h. regelmäßige Arztbesuche, auch in stabilen Zeiten, offen sagen, was wieder alles schief gelaufen ist, egal wie sehr man sich dafür schämt (wenn man sich überhaupt schämt).

Das einzufordern ist dein gutes Recht. Du darfst Erwartungen an ihn haben, wenn du dich im Gegenzug in schlechten Zeiten auch um ihn kümmerst.

Wenn die Manie weit fortgeschritten ist, ist man als bipolarer Mensch nicht oder nur sehr kurzfristig einsichtig. Vereinbarungen können getroffen werden in stabilen oder depressiveren Phasen. Dementsprechend ist er gerade in einem Zustand, wo der das Schlafdefizit nicht als solches spürt, denn er ist ja energiegeladen und fühlt den Raubbau an Körper, Geist und Seele nicht. Von daher wird es auch schwierig sein, ihn dazu zu bewegen, etwas einzunehmen, was ihn schlafen lässt. Und selbst wenn er sich breitschlagen lässt, mal für ein, zwei, drei Tage etwas zu nehmen, wird es zu wenig und zu kurz sein, um die Manie einzudämmen.

Meine nahezu 20jährigen Erfahrungen mit anderen bipolaren Menschen ist (ich bin selbst bipolar), dass sich niemand mehr belehren lässt oder Eigenverantwortung übernimmt, der mit schöner Regelmäßigkeit immer wieder gerade in diese schwer manischen Phasen reinrasselt. Es scheint mir eine Art Sucht zu sein, die nach monatelangen Depressionen nach der nächsten Manie lechzt. Die Flurschäden, die dadurch entstehen, werden wie bei anderen Süchten, ausgeblendet.

Ich habe das bei bipolaren Freunden miterlebt über viele Jahre und einfach mal die Schnauze voll.
Nun ist es sicherlich einfacher, den Kontakt (zumindest zeitweise) abzubrechen zu Freunden (je nachdem, wie eng die Freundschaft ist) als zu Partnern, Eltern oder eigenen Kindern.

Und trotzdem, du darfst auch einfach mal nicht mehr wollen, und, wie gesagt, du darfst Erwartungen haben.

Alles Gute
Friday

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Nicht alles, was schwankt, ist bipolar.

Hätte ich die Kraft nichts zu tun, ich täte nichts.

Man muss sich von sich selbst nicht alles gefallen lassen.
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Hilfe mit meinem bipolaren Vater

WasTunWieHelfen 986 03. 11. 2020 19:11

Re: Hilfe mit meinem bipolaren Vater

Friday 310 04. 11. 2020 12:44

Re: Hilfe mit meinem bipolaren Vater

anomalie 292 05. 11. 2020 01:06

Re: Hilfe mit meinem bipolaren Vater

murmel 601 05. 11. 2020 21:41



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