Re: Lithium und Thomas Melle

31. 10. 2020 20:56
Hallo Bohumil,

ich beginne mal so.

Thomas Melle:
"Die kognitiven Fähigkeiten sind stark
eingeschränkt, Begreifen und Erinnern von Gelesenem und
Erlebtem wird schwierig, eine Verlangsamung des Geistes
dämpft den Sedierten ab, vermindert seine Responsivität
und stört die Konzentration. Sozialer Rückzug ist die Folge,
Passivität, Malaise, Indifferenz. Nichts interessiert mehr,
eine beschwerliche Leere breitet sich aus."

Ich kenne das, was Melle hier beschreibt, aus (zum Glück nur sehr kurzer) eigener Erfahrung.

Allerdings war das mitnichten die Wirkung von Lithium, bei der ich dieses spürte, sondern die von Olanzapin alias Zyprexa, welches mir eine Psychiaterin, die ich nur einmal sah, aufschrieb, weil ich ihr erzählt hatte, dass ich die Befürchtung hätte, nie wieder Sex haben zu können (weil ich im Hintergrund die Befürchtung hatte, bald tot zu sein).

Ein paar Wochen später war ich dann auf Station und bekam Citalopram. Das hat wenigstens nicht geschadet (jedenfalls nicht, solange ich im KH war). Danach vielleicht schon, zumindest wenn man meine Frau fragt, denn bald darauf nahm ich wieder Kontakt zu meiner Zweitbeziehung auf, und daran hat mich das Citalopram zumindest nicht gehindert.

Drei Jahre später gab es einen neuen Zusammenbruch und es war vorbei mit der Zweitbeziehung. Kein Psychiater, sondern eine Therapeutin diagnostizierte mich als bipolar, und der Arzt, zu dem ich dann ging, verschrieb mir Lithium.

Von der Lithiumeinnahme merkte ich als Direkteffekt praktisch gar nichts, außer nächtlichen Harndrang und das Pieksen bei der Blutentnahme. Nach einer Weile hatte ich das Gefühl, irgendwie ruhiger zu sein. Nicht betäubt oder gedämpft, sondern einfach nur: ruhiger. Das war genau, was ich mir gewünscht hatte.

Es stellte sich heraus, dass durch ein zusätzliches AD dieser Effekt verstärkt und ergänzt werden konnte. Nach ein paar Versuchen hat sich Paroxetin als optimal herausgestellt.

Lithium und Paroxetin nehme ich jetzt seit acht Jahren. Nachdem ich die ersten paar Jahre sehr vorsichtig und sparsam mit Alkohol war, habe ich dann zunehmend begonnen, die Effekte der Medikamente ein, zwei oder dreimal die Woche mit einer Dosis Alkohol zu ergänzen.

Der Alkoholrausch ist für mich jedesmal eine kleine Manie, von der ich weiß, dass sie schnell vorbeigeht.

Und, wie bei einer richtigen Manie: Wenn ich es übertreibe, dann kommt in Form eines fetten Katers eine Depression daher, von der ich ebenso zu meiner großen Erleichterung weiß, dass sie höchstens ein, zwei Tage dauert.

Jedenfalls war es bisher immer so, seit dem ich Lithium nehme.

Herzlichen Gruß,
Roquentin
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Lithium und Thomas Melle

Bohumil 1081 30. 10. 2020 10:30

Re: Lithium und Thomas Melle

Milla 289 30. 10. 2020 12:06

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Bohumil 285 30. 10. 2020 12:21

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FLYHIGH 397 30. 10. 2020 13:59

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ichbinokay23 629 02. 11. 2020 08:17

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On4wheels 320 30. 10. 2020 12:43

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Bohumil 429 30. 10. 2020 13:48

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On4wheels 296 30. 10. 2020 14:47

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Bohumil 408 30. 10. 2020 21:08

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Bohumil 329 30. 10. 2020 21:10

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On4wheels 246 31. 10. 2020 13:03

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SearchMyself 362 31. 10. 2020 15:27

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Roquentin 270 31. 10. 2020 20:56

Re: Lithium und Thomas Melle

Erdi23 238 01. 11. 2020 22:35



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