Hier wird anhand eines einzigen Beispiels verallgemeinert. Die Aussage ist hier: früher war alles ganz ganz schlimm, und heute ist alles so viel besser. Mit früher ist gemeint Mitte der 1980er Jahre und nicht Ende des 19. oder Anfang des 20. Jh. Und es wird hier ein Beispiel der Langzeitpsychiatrie gewählt. Diese dürften die wenigsten von uns kennengelernt haben.
Einiges ist vielleicht besser geworden, je nach Klinik. Aber es gibt auch Verschlechterungen, z.B. der Personalschlüssel auf allen Ebenen (Pflegepersonal, Psychologen bis Ärzte). Die haben einfach keine Zeit mehr für ausführlichere oder spontan notwendige Gespräche. Meine häufigsten Klinikaufenthalte bewegten sich zwischen 1978 bis 1983. Und da gab es viele Gespräche. Das war so wichtig. Bis auf einen wirklich schrecklichen aber kurzen Aufenthalt, waren die Aufenthalte ok. Aber vielleicht habe ich einfach nur Glück gehabt.
Heute wird versucht, alles ausschließlich biochemisch zu behandeln. Oft ist es so, dass Medikamente nicht ausgewechselt werden sondern immer noch etwas obendrauf gepackt wird. Manche Patienten (vlt. eher schizophrene) werden nicht selten entlassen mit fünf verschiedenen Neuroleptika im Gepäck.
Des Weiteren mangelt es nach wie vor an der Nachsorge. Es hat sich trotz der vielen Tageskliniken, die es inzwischen gibt, nichts daran geändert, dass kaum stabilisierende Nachsorge stattfindet. Viele Patienten werden wenige Wochen nach der Entlassung wieder krank. Das kriegen die hier einfach nicht hin. Traurig, das Ganze.
Anhand eines Beispiels zu behaupten, heute sei alles besser als noch vor 35 Jahren, ist eine Farce.
Alles Gute
Friday
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Nicht alles, was schwankt, ist bipolar.
Hätte ich die Kraft nichts zu tun, ich täte nichts.
Man muss sich von sich selbst nicht alles gefallen lassen.