Ich bin neu hier, jedoch nur im Schreiben, alle mir wichtigen Beiträge gelesen habe ich mit allergrößtem Interesse, seit etwa 1,5 Jahren.
Ich stelle mich kurz vor, ich bin Angehörige eines Partners mit bipolarer Persönlichkeit Typ I mit Rapid Cycling.
Aber um mich geht es gerade nicht.

Lieber Frank,

ich habe mit Begeisterung deine Gedankengänge verfolgt und dachte mir, nicht bis zu einem eventuellen Teil 10 des Klinikfensters warten zu müssen, um ihn zu kommentieren.
Du entschuldigst die Länge deines Textes und ich wünschte mir, dass ich noch mehrere Seiten zum weiter blättern hätte.
Ich liebe deine gedankenversunkene Art zu schreiben und uns dein erlebtes teilhaben zu lassen.
Ich spreche für mich,dass ich immer meinen Laptop etwas nach vorne schiebe, meinen Stuhl enger an mich ran ziehe,meine Arme verschränkt auf den Tisch stütze, um deine Zeilen in mir aufzunehmen.
Ich erwische mich,wie ich immer wieder versuche in deiner Situation zu Hause zu sein, laufe auf leisen Strümpfen um mich in die gegenüberliegende Ecke, wo du dich gerade befindest, zu setzen.
Ich laufe gedanklich ganz leise, als könntest du mich sehen oder hören und ich würde damit deinen Gedankenfluss beeinflussen,also bin ich still.
Ich zähle auch gedanklich, brav die 60 Sekunden, den ständig tickenden Zeiger deiner Stationsuhr empathisch mit runter, weiß nicht einmal ob sie geräuschvoll den Tag kürzer werden lässt.
Aber mir suggeriert es einen tickenden Zeiger, ich ziehe meine Augenbrauen hoch und schaue dir zu.
Ich weiß nicht ob es frech von mir ist, mich so in dein Leben zu schummeln, aber ich bin einfach so, dass ich alles was Bipolarität betrifft in mir aufsauge, wie ein nimmersatter, übergroßer Schwamm.
Deine Worte sind so formuliert das ich Bauchweh bekomme und mich auch freue, wenn die Beine deines Zimmergenossen dann doch ruhiger werden und auch er zur Ruhe kommen darf.

Ich weiß gar nicht warum viele ,insbesondere Männer, noch so viel Scham über einen Aufenthalt in einer psychiatrischen entwickeln, man hätte doch auch nicht die Scham wenn man mit einem verunfallten, gebrochenen Bein in einem Krankenhaus läge..
Ich denke man könnte viel besser genesen wenn man sich nicht die Gedanken der anderen zerbrechen müsste.
Das Gesunden sollte oberste Priorität sein und nicht das was andere urteilen möchten.

Du bist wundervoll Frank, ich möchte das du gegen deine Panikattacken kämpfst und versuchst die Bipolarität weiter als einen Wegbegleiter sehen kannst, der dich nicht all zu sehr aus der Bahn wirft.
Scham ist einfach nicht nötig, Menschen müssen einfach viel informierter sein, um alles besser verstehen zu können, Ehepartner und Freunde dürfen Bipolarität nicht so versteckt halten, dann wäre einiges einfacher.
Ich wünsche dir das dich deine Kinder morgen besuchen kommen, gemeinsam mit deiner Frau, sie freuen sich sicher sehr dich zu sehen.Halte das wahre Leben nicht von ihnen fern, denn auch sie sind doch gefährdet durch die eigene Erkrankung, vielleicht auch einmal einen Klinikaufenthalt zum gesunder zu benötigen.
Es gehört doch dazu das wir Krankheiten psychischer Natur in unsere Mitte schieben, denn sie können nun einmal Wegbegleiter sein, Niemand kann sich sicher sein, nicht einmal selbst zu erkranken.

Ich wünsche dir ruhige Gedanken , die du weiterhin mit uns teilst und vielleicht kommt ja einmal ein Fenster eines Zugabteiles mit dazu, mit einer Landschaft, gesehen mit deinen Augen, vielleicht fliegt gar auch ein Vogelpaar vorüber, was von dir beobachtet werden darf.Alles Liebe dir.