Hallo Frankkk,
dass das mit dem Lesen auf Station mit den Medikamenten und dem ganzen Umfeld so eine Sache ist, ist hinreichend bekannt. Die Frage ist, ob Konzentration auf Texte die beste Therapie sind und nicht eher die bewusste Kommunikation mit den Mitmenschen, der eigenen inneren Stimme oder dem Umfeld wie dem Park vor dem Fenster. Deine Art in der Gegenwart zu sein und Dinge zu beschreiben die gerade passieren, ist so wertvoll, das kann kein fremder Autor mit einem Buch leisten. Sicher, ich lese auch gerne, weniger zur Unterhaltung, sondern eher um etwas über Land, Leute und Verhalten von Menschen zu lernen. Nur die Nachtlektüre sind Krimis zur Unterhaltung und Entspannung. Ich habe mich bei Deinen Schilderungen gefragt ob es nur die Situation auf Station ist, die Dich jeden Satz mehrmals lesen lässt oder auch der Stoff des Buches über den Größenwahn der deutschen Elite im dritten Reich. Ich würde wahrscheinlich auch keinen Satz begreifen weil ich das Aufnehmen dieses Materials verweigern würde, denn ich weiß, mein Thema ist eher wie man mit ganz wenig Ressourcen angenehme Empfindungen erreichen kann. Ich lese Bücher über Eremiten um raus zu bekommen wie man so reduziert überleben kann und wie man, gerade mit wenig, die beste Gefühle erlebt. Unterschwellig habe ich diese Tendenzen schon lange in mir, sie haben mich zunächst nicht vor der bipolaren Störung mit den Extremen geschützt, ich musste erst alle Höhen und Tiefen durchleben aber nun habe ich so viel erfahren, erlebt und ausprobiert, dass ich weiß, einen Ausgleich, ein Lindern des Leids im Dasein, ist nur mit Bescheidenheit, Freude an kleinen Dingen, einem Bewusstsein in der Gegenwart und einem Genießen von persönlich ganz großen Dingen die für Andere vielleicht kaum erwähnenswert sind. Natürlich hilft die Liebe zur Weisheit (Philosophie) um im Alltag die passenden Entscheidungen zu treffen aber diese Weisheit kann jeder haben der das Denken zum Ausgleich der Lebensbelange anwendet und weniger davon träumt zur deutschen Elite gehören zu wollen um die große Welt zu beherrschen, denn die Aufgabe heißt eher, seine kleine eigene Welt in positive Gefühlsstrukturen zu bringen und dennoch eine realistischen Prüfung stand hält. Speers Fantasien wurden zu seiner Zeit bejubelt aber wir wissen heute, es blieben meist Träume und so ist Albert Speer für mich kein Vorbild und dann brauche ich es für meine persönliche Entwicklung nicht lesen. Da ließt sich Viktor E. Frankl besser, er war Häftling im Konzentrationslager aber vor allem Begründer der dritten Wiener Schule. Er hat menschliche Grausamkeit erlebt und mit der Logotherapie, wo die Sinnfindung im Mittelpunkt steht, Antworten gefunden.