Hallo Frankkk,

wie schon öfter schreibst Du gut um das Leid auszudrücken, in meinen Augen etwas Lyrisches. So eine Geschichte weckt Hoffnung aus den schmerzlichen Gefühlen etwas aus haltbares zu machen. Nur an einigen Punkten dominiert der Schmerz z.B. bei dem Zitat von Macht und Kontrolle auf Station. Sicher spielt es eine Rolle, muss es ja auch wenn man die akut psychisch kranken Zustände behandeln will. Mit "ihr seit zu mächtig, ich gebe auf" und damit ist die Krankheit gemeint, geht es ja nicht. Die Psychiatrie muss also stärker sein als die negativen Gefühle sonst ist alles dem Untergang geweiht. Deshalb ist es besser man besinnt sich auf so was wie
Seelenkrebs, dann kann man ganz bei sich bleiben und den Herd des Übels ins Visier nehmen.

Seelenkrebs, den Begriff hatte ich zuvor noch nie gehört und ich finde ihn für eine seelische Störung unpassend, denn Krebs ist ein rein organischer Konflikt und wird auch so behandelt, obwohl ich weiß, dass auch dem bösartigen Geschwür ein seelischer Auslöser zu Grunde liegt. Trotzdem ist die Beschäftigung auf Station mit dem Begriff Seelenkrebs tausend mal besser als nur die Begriffe Macht und Kontrolle vor Augen zu haben.

Die Zeiten mit sich allein zwischen den Therapieterminen am Fenster zu verbringen und den Pflanzen oder
Tieren zuzuschauen, ist für die seelische Empfindung sicherlich heilsamer als wegen Macht und Kontrolle
Angst zu schüren.
Die Akutpsychiatrie ist eine Institution die mit jeder psychischen Störung fertig wird, das kann man akzeptieren,
das muss man nicht ausprobieren und so kann man sich auf die eigenen seelischen Empfindungen einlassen.
Es geht ja mehr darum den eigenen seelischen Konflikt zu lösen und weniger den Konflikt Staat, Psychiatrie, Patient und so ist ein Egoismus die eigenen Probleme zu lösen für einen Patienten der Geschlossenen,
durchaus gesund und heilsam für die Persönlichkeit.

Der innere persönliche und individuelle Konflikt ist ist das eigene Thema und ich weiß aus Erfahrung, es ist ein durchaus umfangreiches Thema, da kann man sich viel mit beschäftigen. Vögeln im Park zuschauen gehört dazu, genauso wie das Gespräch mit einem Therapeuten über die eigene Entwicklung. Wo haben sich welche Stimmungen gebildet und was ist davon aktuell usw. Da kann man viel betrachten und analysieren bis der Begriff Bipolar I zum ersten mal fällt, denn die seelischen Komponenten haben eine lebenslange Geschichte, bei den Kindern sind sie schon vererbt, bis eine Krankheit definiert ist und therapeutisch behandelt werden kann.

Ob die bipolare Störung heilbar ist im Sinne von alle Spuren beseitigt, bleibt offen denn eine Narbe wird es immer geben aber es ist möglich einen Umgang mit den Empfindungen zu gestalten ohne Symptome und somit trotz alledem ein Leben mit Qualität zu führen, das gilt auch für den betroffenen Nachwuchs. Jedoch sollten zuerst die Eltern Stabilität erreichen um es den Kindern vorleben zu können.

Der Aufenthalt in der Psychiatrie ist dafür ein guter Umstand, dort lässt sich erfahren wenn man das möchte,
was in der eigenen Persönlichkeit fehlt um einen positiven Umgang mit der Störung zu ermöglichen.
Man kann selber über sich forschen und die vielen anwesenden Experten, sowohl die Mitpatienten, als auch
die Profis ausfragen über die eigene Problematik. Wenn man über seine eigenen Probleme sprechen will ist so
gut wie jeder bereit darüber Rückmeldungen zu geben. So kann es vorkommen, egal wie die politischen
Verhältnisse sind, dass man selbst am Ende in der Behandlung seiner Persönlichkeitsstörung gewinnt.