Hallo an alle,

ich bin neu hier im Forum und in der Thematik und bitte euch um Rat in einer für euch sicherlich vertrauten Situation, die mir momentan den Boden unter den Füßen wegzieht:

Mein Partner und ich sind beide Mitte 50, mit erwachsenen Kindern und seit ca. 1 ½ Jahren ein Paar. Relativ zeitig sagte er mir, dass er (selbstdiagnostiert) manisch-depressiv sei, aber keine ärztliche Hilfe wolle, da er die Medis nicht dauerhaft nehmen will. Ich hab mich selbständig über die Krankheit informiert und im Laufe der Zeit alle typischen Merkmale und Phasen an ihm feststellen können, so dass ich davon ausgehe, dass er tatsächlich bipolar ist.

Mittlerweile erkenne ich auch ganz gut, wo er sich gerade befindet und wie sich Wechsel ankündigen und versuche, stabilisierend zu wirken. Dabei treten die üblichen Probleme auf: in der Depression bin ich lebenswichtige Hilfe, in der Manie Klotz am Bein usw, ihr kennt das alles besser als ich. Nun ist er seit ca. 4 Wochen in einer sehr ausgeprägten Manie, und diesmal zieht er alle Register und hat ein Verhältnis mit einer Ex begonnen. Mich will er auch warmhalten und sich Zeit für die Entscheidung lassen, mit wem er in Zukunft sein Leben verbringen will…

Es ist extrem schmerzhaft, aber das will ich hier genauso wenig diskutieren wie mein Helfersyndrom, das mich wohl in dieser Beziehung hält. Momentan ist es meine Strategie, irgendwie den Kontakt bis zum Ende der Manie zu halten und zu hoffen, dass er dann sieht, dass diese Manie keine „gute Zeit“, sondern ein behandlungsbedürftiger Zustand war, damit er sich Hilfe holt. Was ich vielmehr wissen will: Kennt ihr Fälle, in denen sich unter Behandlung eine solche Stabilität bildet, dass man das Vertrauen wieder vollkommen aufbauen kann? Oder mache ich mir was vor, wenn ich darauf hoffe?

Ich liebe ihn sehr, wir haben sehr intensive Zeiten miteinander, und ich will die Beziehung mit ihm nicht aufgeben, ohne alles versucht zu haben. Er liebt mich auch und kommt trotz vorangegangener versuchter Trennungen auch nicht von mir los. In den maniefreien Phasen sieht er genau, dass meine Stabilität ihm gut tut, und auch wenn ich viel Kraft und Nerven in die Beziehung stecke, bekomme ich durchaus auch viel zurück. Nur sehe ich keine Zukunft für uns, wenn ich ihm nicht vertrauen kann und damit rechnen muss, in jeder Manie wieder rausgekickt zu werden. Dafür reicht meine Kraft nicht, und ich bin mir der Gefahren für meine eigene Gesundheit sehr wohl bewusst.

Ich bin dankbar für eure Ratschläge und Erfahrungen.
Ella



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 12.08.20 12:05.