Würdigung des Erlebten

27. 07. 2020 11:53
Guten Morgen,

mir ging es ähnlich, wie soulvision. Ich hatte auch in der Depression in der vollstationären Klinik (der aller 1. Aufenthalt) leider eine Erfahrung machen müssen, die mich zutiefst geängstigt und irritiert hatte.

Erst 5 Jahre später hatte ich die Gelegenheit mit dem damaligen Arzt der geschlossenen Abteilung reden zu können, obwohl ich mich gerade mit diesem Arzt in einem Aufnahmegespräch für die Tagesklinik befand.

Das gute daran war, dass er sein Schreibzeug aus der Hand legte, mich ansah und mir einfach zuhörte. Er signalisierte mir damit, dass er das, was ich berichtete und welche Gefühle ich ihm darlegte würdigte. Er fiel mir nicht ins Wort sondern ließ mich zuende erzählen.

Danach erklärte er mir die Umstände in einer Klinik auf einer Geschlossenen Abteilung und wie er als Arzt auch oftmals zwischen den Stühlen sitzt und in wenigen Minuten zwischen möglichem Gefährdungspotential und rechtlichen Aspekten abwägen muss. Seine Schilderung geschah in aller Ruhe und so, dass es keine Rechtfertigung darstellte (so als hätte es keine andere Alternative gegeben), sondern von mir als eine weitere Erfahrung in seiner Lage aufgefasst werden konnte, die neben meiner bestehen konnte.

Wir konnten dann gegenseitig noch Verständnis für die jeweilige Lage aufbringen und er konnte auch sehen, dass manche Dinge im Klinikalltag einfach nicht optimal sind.

Genau dieses Gespräch war es, das mir geholfen hat, wesentlich versöhnlicher damit umgehen zu können und es eine Erleichterung war. Er stimmte mir sogar zu, dass es besser gewesen wäre, wenn ich nicht hätte 5 Jahre warten müssen, auf so eine Gelegenheit.

Auch meine jetzigen Erfahrungen durch meine Tätigkeit im psychiatrischen System, zeigen einerseits auf, wieviel Arbeit noch vor uns liegt, um das System zu reformieren, aber ebenso, dass es einach Grenzen gibt, durch rechtliche, finanzielle und personelle Gegebenheit, wie auch durch menschliche Grenzen des Machbaren.

Viele Grüße Heike

------------------ Signatur --------------------------

Ich bin ein Mensch mit vielen Farben und Facetten zeitweise unterbrochen durch unipolar depressiven Phasen, im MD-Forum schon seit 2002 vertreten.

"Recovery zielt nicht auf ein Endprodukt oder ein Resultat. Es bedeutet nicht, dass man ›geheilt‹ oder einfach stabil ist. Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können" (Patricia Deegan 1996).



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 27.07.20 11:57.
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Tochter einer bipolaren Mutter

Cathy_79 1747 18. 07. 2020 15:35

Re: Tochter einer bipolaren Mutter

Lichtblick 489 18. 07. 2020 17:48

Re: Tochter einer bipolaren Mutter

Nil 469 18. 07. 2020 18:10

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georg 462 20. 07. 2020 00:16

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AmE 549 21. 07. 2020 14:46

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Cathy_79 586 18. 07. 2020 20:32

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Nil 399 19. 07. 2020 12:02

Re: Tochter einer bipolaren Mutter

Cathy_79 406 19. 07. 2020 14:32

Eigengefährdung (oder

AmE 434 19. 07. 2020 16:19

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Mania67 317 26. 07. 2020 17:50

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kinswoman 453 26. 07. 2020 17:54

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Mania67 675 26. 07. 2020 19:19

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kinswoman 328 26. 07. 2020 19:36

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Mania67 556 26. 07. 2020 20:10

Re: Eigengefährdung (oder @ Mania67 @kinswomen

soulvision 290 27. 07. 2020 09:14

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Mania67 277 27. 07. 2020 10:33

Re: Eigengefährdung (oder@soulvision

zuma 272 27. 07. 2020 11:09

Re: Eigengefährdung (oder@soulvision

Mania67 419 27. 07. 2020 11:55

Re: Eigengefährdung (oder@soulvision

zuma 238 27. 07. 2020 12:10

Würdigung des Erlebten

Heike 329 27. 07. 2020 11:53

Re: Würdigung des Erlebten

Mania67 511 27. 07. 2020 12:13

Re: Würdigung des Erlebten

soulvision 432 27. 07. 2020 19:19

Re: Würdigung des Erlebten@soulvision

Mania67 368 27. 07. 2020 19:30

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AmE 320 26. 07. 2020 22:29

Re: Eigengefährdung (oder@AmE

Mania67 267 27. 07. 2020 06:53

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Nil 358 19. 07. 2020 19:35

Re: Tochter einer bipolaren Mutter

SearchMyself 358 19. 07. 2020 18:34

Re: Tochter einer bipolaren Mutter

georg 332 22. 07. 2020 01:01

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Cathy_79 355 22. 07. 2020 22:22

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georg 431 22. 07. 2020 23:09

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Cathy_79 318 26. 07. 2020 17:04

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kinswoman 324 26. 07. 2020 17:34

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Cathy_79 418 26. 07. 2020 17:42

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georg 347 27. 07. 2020 01:03

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Mania67 473 27. 07. 2020 06:33

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georg 306 27. 07. 2020 23:54

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Susa 354 28. 07. 2020 09:40

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georg 336 29. 07. 2020 23:55

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Cathy_79 398 05. 08. 2020 20:08

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kinswoman 383 05. 08. 2020 21:43

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Cathy_79 339 05. 08. 2020 22:12

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Cathy_79 655 09. 08. 2020 17:51



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