Hallo Nataco,
du hast hier ja schon viele kompetente Antworten bekommen und ich habe mir den Baum durchgelesen.
Dass du als Angehöriger natürlich dich nicht frei von Gefühlen machen kannst ist verständlich, dass dir deine Frau sehr am Herzen liegt auch. Doch bei all dem, was ich selbst über Manie im Bekanntenkreis oder durch meine Arbeit miterlebt habe, ist Gefühl hier gerade nicht gefragt und kann sogar kontraproduktiv für beide Seiten sein.
Empathie, also sich einfühlen können in eine manische Denk- und Verhaltensweise kann helfen, die Dinge zumindest im Ansatz zu verstehen. Und sie kann helfen, sich als Angehöriger zurück zu nehmen, den Mut aufzubringen sich soweit zu distanzieren, dass man sich selbst schützt und gleichzeitig auch den anderen mit, der mit Gefühlsduselei im Moment nichts anfangen kann, außer, diese für sich in seiner Manie noch weiter zu nutzen um den anderen zu verletzen.
Du wirst Geduld, sehr, sehr viel Geduld brauchen, übringens der Angehörige ebenso, denn soetwas geht nicht in einigenTagen oder Wochen vorbei, selbst wenn die Symptome abklingen, wird es eine ganze Zeit brauchen, dass deine Frau diese Phase für sich verarbeitet hat, falls nicht noch eine Anschlussdepression folgt.
Ich denke, du wirst deine Frau nicht dadurch wieder gewinnen, wenn du dich an sie "klammerst", vielleicht braucht deine Frau zur Genesung einfach auch die Ruhe und Distanz, um zu sich zu kommen und um für sich in einem
langen Prozess klar zu werden, ob der Trennungswunsch eine manische Ausgeburt war oder aber es in der Ehe unterschwellig für sie zumindest schon Probleme gegeben hat, die durch die Manie nur an die Oberfläche gespült wurden.
Und heute zur Coronazeit, kann man auch sagen, dass man gerade Erkältungssymptome hat und deshalb nicht in die Klinik kommen
darf.
Hol dir für dich Hilfe, dass du deinen Kummer irgendwo lassen kannst, aber versuche eher in eine Rationalität zu kommen, so schwer es auch ist, um Gefühle im Moment draußen zu halten, deine Tochter wird deinen Beistand brauchen.
Viele Grüße Heike
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Ich bin ein Mensch mit vielen Farben und Facetten zeitweise unterbrochen durch unipolar depressiven Phasen, im MD-Forum schon seit 2002 vertreten.
"Recovery zielt nicht auf ein Endprodukt oder ein Resultat. Es bedeutet nicht, dass man ›geheilt‹ oder einfach stabil ist. Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können" (Patricia Deegan 1996).