Hallo alle,

heute war die Abitur-Zeugnis-Verleihung meiner Tochter. In einem Autokino, wegen Corona. Was am Pult geredet wurde, hörte man in den Autos über UKW-Radio, sonst nicht.

Aus dem Auto aussteigen war verboten. Ich habe es trotzdem getan. Ich war dann der einzige Vater, der seinem Kind bei der Verleihung in die Augen sehen konnte und ihm hörbar zujubeln konnte.

Auf dem Rückweg zum Auto kam ich zu einer Szene, wo eine Autokino-Angestellte einige Familienangehörige einer Abiturientin mit Migrationshintergrund mit Maßregeln belästigte, sie sollten die "Hygiene" beachten und wieder ins Auto gehen. Ich riet ihr, sie möge die Leute in Ruhe lassen.

Darauf sagte diese Person, sie habe schon vorher beobachtet, dass ich die "Regeln" nicht beachte und ich sei offenbar "psychisch krank". Ich sagte daraufhin, dass ich hingegen sie selbst für psychisch krank halte.

Nun bin ich Mitglied dieses Forums in der Tat genau deswegen, weil ich psychisch krank bin. Die Diagnose lautet "Bipolare Störung". Ich nehme dagegen seit neun Jahren Lithiumcarbonat (zurzeit 775 mg/Tag) und Paroxetin (zurzeit 20 mg/Tag). Auch gestern abend habe ich die Einnahme nicht vergessen.

Nun kann ich nicht umhin, mich zu fragen, wie diese Frau, die mich heute zum ersten Mal gesehen hat, eine so messerscharf zutreffende Diagnose stellen konnte. Vielleicht wäre ich auch nicht ganz so verstört, wenn nicht auch meine Frau und mein Sohn danach behauptet hätten, ich sei offenbar "manisch" und ich solle bloß ganz schnell meine "Dosis erhöhen".

Meine Frage an alle ist nun (vielleicht auch ganz nachvollziehbar): Soll ich nun auch so wie so gut wie alle hierzulande Maske tragen, Abstand halten, im Auto bleiben und vor einem für alle Menschen, die nicht schon fast tot sind, harmlosen Virus Angst haben, nur damit man mich nicht wieder für psychisch krank hält (oder, genauer, als dieses beschimpft)?

Oder seht Ihr auch andere Möglichkeiten?

Für Hilfe wäre dankbar
Roquentin