hallo siopao
ich finde das stark, dass du dich bereits jetzt mit der krankheit auseinander setzt.
der anfang, also der krankheitsausbruch, war mit 18jahren am ende meiner 3 jährigen lehre. ich konnte die lehre dennoch gut abschliessen, ich war rückblickend ein jahr leicht depressiv verstimmt, was niemand bemerkt hat, nicht mal ich selber zu diesem zeitpunkt. mit dem stress und der prüfungsangst, die ich vorher nie hatte, kam ich in eine komische stimmung, in die ich abdriftete. ich war in meiner eigenen welt. es war irgendwie nicht klar manisch, eher sehr verwirrt und ich konnte mich selbst kaum mehr ertragen.
nach dem lehrabschluss hatten wir als familie eine längere reise nach australien geplant und nach etwas hin und her überlegen wegen meines psychischen zustands flogen wir doch hin. es wurde ein horror trip und ich habe das meiste verdrängt, ich habe kaum erinnerungen an landschaften oder das land selber.
ich habe mehr erinnerungen an eine reise als 6jährige in amerika, als an die reise mit 18 jahren in australien. ich hatte da irgendwelche tabletten vom hausarzt verschrieben mit und wir suchten in australien auch noch einen arzt auf, der medis gab. irgendwelches gedüns. nach der reise ging ich erstmal in die akutklinik für ein paar tage. weil ich meinen eltern die ohren voll jammerte und sie auch noch infos von bekannten erhielten, dass diese klinik nichts ist, ging ich mit jeweils einem elternteil in eine ferienwohnung, da meine schwester mich nicht mehr aushielt und danach in eine weitere klinik auf die jugendstation. dort wusste auch niemand was ich habe, aber es gab medis und therapieangebote, sodass ich nach der klinik zügig wieder arbeiten konnte.
meine manien waren unterschiedlich von den dingen, die ich getan habe und was ich mir wieder für geschichten ausgedacht hatte.
allen manien gemeinsam war die schlaflosigkeit, das erleben einer neuen weltordnung, das überheblich fühlen, massenhaft energie, kreative ideen, wahnvorstellungen, zwangseinweisung in die klinik.
ich würde sagen, dass ich einen guten und realistischen umgang mit der krankheit habe. der umgang musste zuerst heranwachsen. die herausforderung bleibt, dass sich die krankheit auch von anderen seiten zeigen kann, die ich bisher nicht kannte, z. b. war mein letzter rückfall eine mischphase, die sich aus einer stabilität in nur 2 tagen gebildet hat und ich klinikreif war.
ich nehme die bipolare störung an als challenge und ich werfe immer ein auge darauf, was mit meiner psyche abgeht.
erfahrungen habe ich viele unterschiedliche gesammelt, vom beruflichen scheitern im 1.arbeitsmarkt, von 7 klinikaufenthalten in der akutklinik und 2 andere klinikaufenthalte, von vielen menschen, die mich begleitet haben. irgendwie habe ich dann meinen weg gefunden, auch dank lithium, den passenden strukturen und stress vermeiden. das lithium als medi auszuprobieren kann ich dir empfehlen, es ist einen versuch wert. ich bin mir bewusst, dass das mut braucht. ich bin auch in der situation, dass ich ein medi austauschen könnte, weil ein gutes namens rexulti auf den markt in der schweiz gekommen ist und auch erste erfahrungen da sind. aber ich bin eigentlich recht gut eingestellt und bin zufrieden so wie es ist.
übrigens auch eine schizophrenie muss nicht das ende sein. mein freund hat schizophrenie und er ist schon ca. 10 jahre stabil mit medi. er arbeitet ganz normal auf seinem beruf. und wir sind auch happy zusammen. manchmal sind die übergänge fliessend, z. b. habe ich eine bipolare affektive störung mit psychotischen und schizoaffektiven symptomen. ich finde eh nicht mehr, dass eine dignose krasser ist als die andere.
Mit Liebe und Ruhe betrachtet ist die Welt am Schönsten