Selbstmordgedanken, also das theoretische Durchspielen des eigenen Todesprozesses mit allem Drum und Dran muss nicht negativ sein, es kann lindernd wirken. Um so mehr Fantasie um so besser.
Wenn man davon ausgeht, dass auch Selbstmordgedanken eine Flucht aus der Realität sind, genauso wie eine Psychose, eine Flucht aus dem eigenen lebenden Organismus jedoch nicht möglich ist, dann haben solche Fantasien eine erlösende Wirkung. Das ist weniger suizidal, das endet ganz praktisch mit dem Tod.
Jedoch eine geistige Flucht aus der eigenen Leere, der verspürten Einsamkeit, dem verlorenen Kontakt mit sich selbst als ein typisches Symptom der seelischen Störung, ist durchaus eine Lösung aus dem Dilemma.
Natürlich kann ein liebevolles Gegenüber, wie eine Mama zu ihrem Kind, auch Linderung verschaffen aber woher soll es kommen wenn doch als Betroffener die Liebe zu sich selbst fehlt. Das hat etwas mit Vertrauen, mit Selbstvertrauen zu tun, wenn ich überleben will springe ich nicht gleichzeitig irgendwo in die Tiefe.
Auch krankhafte Ängste haben für den Betroffenen etwas mit Überleben zu tun, man kann trainieren sie zu überwinden aber man kann auch sagen, da gehe ich nicht hinauf, ich habe Höhenangst.
Ich habe unter anderem auch Höhenangst aber ich habe kaum Leere und selten Einsamkeit, trotzdem würde ich im achten Stock nicht leben wollen, der Stress jedes Mal auf dem Balkon würde mich zu sehr von der Bewältigung des Alltags und damit sind auch Beziehungen gemeint, ablenken.
Wenn ich meine Ängste kenne, kann ich es organisieren mit ihnen zu leben ohne die Extreme auszuloten.
Ich muss kein Bungee Jumping machen um mir zu beweisen wie mutig ich springen kann, diesen Mut, trotzdem zu überleben, geht mit ausgemalten Selbstmordgedanken wesentlich besser.
Man steht an der Straße, könnte vor das fahrende Auto springen, tut es nicht, ganz ohne Seil, das ist mutig für einen Betroffenen der Erfahrung mit Selbstmordgedanken hat. Wenn der Selbe im achten Stock wohnt, ist das auch mutig oder ist es zu viel Stress?