Eine wirklich spannende Frage, die mich auch schon eine Weile beschäftigt.
Ich selbst habe mich früher oft für den Scheiss den ich gebaut habe gerechtfertigt, indem ich einfach sagte: "das war nicht ich, sondern die Krankheit". Heute weiss ich, dass es nicht ganz so einfach ist. Mein Verhalten in der Manie entspricht durchaus einem Teil meines Ichs oder vielleicht besser gesagt meines Selbst. Ich habe kürzlich in der Klinik einen interessanten Abschnitt über Bipolarität gelesen, der mir geblieben ist und ungefähr so ging.:
Der Bipolare ist typischerweise ein überangepasster Mensch mit erhöhter Vulnerabilität. Deshalb hat er Mühe, die harten Schläge des Lebens zu adäquat zu verarbeiten. Das wiederum führt dazu, dass sich ein Teil seines Selbsts abspaltet und verdrängt wird. In der Manie taucht dieser abgespaltene Teil in überhöhter und verzerrter Weise auf und ergreift Besitz von dem Bipolaren. Dies passiert in einer Weise, das er von dem Betroffenen nicht mehr kontrolliert werden kann.
Bei mir trifft das zu einem guten Teil zu. Ich habe Mühe mich abzugrenzen und für meine Bedürfnisse klar zu vertreten. In der Manie kann ich das sehr gut, bin quasi Vollzeit damit beschäftigt genau dies zu tun...allerdings zu Lasten von Empathie, Rücksichtnahme und Anstand. In den (häufigeren) depressiven Phasen ticke ich dann genau umgekehrt, logisch. Mein eigentliches Ich liegt irgendwo dazwischen, ich bin es immer noch am Suchen.
So denke ich es macht Sinn, sich genau zu überlegen, was uns eine pychotisch-manische Phase sagen will. Sie ist eben Teil unseres Selbsts, wenn auch in stark verzerrter Form, genau der Teil, der uns in der Depression fehlt.