Hallo,
da kann ich mich nur anschließen. Ich merke bei mir, dass es einerseits kontraproduktiv ist, alles aufrecht erhalten und bis zum Schluß den Schein wahren zu wollen. Da geht enorm viel Energie dabei drauf, so dass ich dann erst Recht irgendwann komplett zusammen breche.
Akzeptiere ich, dass es gerade nicht geht, ist das eine Erleichterung, vor allem, wenn ich mir nicht böse dabei bin. Auf der anderen Seite ist es für mich kontraproduktiv, wenn ich mich der Depression völlig ergebe, mich ihr also mit Haut und Haaren ausliefere (also in leichteren bis mittelschweren Depressionen). Ein ganz klein wenig geht häufig noch und dieses Bisschen sollte ich dann auch nutzen, um nicht tiefer abzugleiten.
Für mich bedeutet es, für max. 2 bis 3 Tage mal ein Bett-Couch-Tag, ist noch im Rahmen, dann muss ich sehen, dass ich danach vor die Tür komme und wie Friday schon schrieb, reicht es, wenn ich nur kurz draußen bin. Es ist einfach ein anderes Gefühl, sich frisch gemacht zu haben, in vernünftiger Kleidung zu stecken und mal kurz raus zu gehen.
Oder mal die Wäsche in die Waschmaschine zu packen oder aufzuhängen. Oder den Müll rausgebracht zu haben, auch wenn das vielleicht dann das Einzige ist, was man an dem Tag geschafft hat. Vor allem aber, diese Mini-Erfolgserlebnisse, die sich meist nicht so danach anfühlen, auch bewusst machen, sozusagen, dass man eben nicht nichts gemacht hat, sondern ein ganz klein wenig doch geschafft hat.
Seit dem ich es akzeptiere, dass es manchmal nicht geht, geht interessanterweise mehr, als ich es je erwarten würde und die Phasen dauern bei mir bisher nicht mehr Monate oder Jahre.
Also eine Balance finden, zwischen Akzeptanz (nicht zu verwechseln mit Resignation oder Aufgabe) und Aktivierung seiner Ressourcen im Rahmen seiner aktuellen Möglichkeiten.
Viele Grüße Heike
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Ich bin ein Mensch mit vielen Farben und Facetten zeitweise unterbrochen durch unipolar depressiven Phasen, im MD-Forum schon seit 2002 vertreten.
"Recovery zielt nicht auf ein Endprodukt oder ein Resultat. Es bedeutet nicht, dass man ›geheilt‹ oder einfach stabil ist. Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können" (Patricia Deegan 1996).
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 05.05.20 13:41.