Hi,
Dein Beitrag hat zwei Haken. Es mag in der Einzelverantwortung liegen, wie ein psychisch Erkrankter, hier bipolar, mit sich und mit der Einnahme von Medikamenten umgeht, aber was fehlt und weswegen Dein Beitrag dahingehend den ersten Fehler aus meiner Sicht im Allgemeinen hat, es wird die Verantwortung desjenigen gegenüber seinem Umfeld vergessen. Diese Kollateralschäden im sozialen Umfeld bis zu erhöhten monetären Ausgaben im Privaten und Gesundheitssystem, wenn es schief geht, werden nie mit betrachtet. Wenn es nur um die Person ginge, wäre es scheißegal.
Der zweite Fehler, der hier und im Alltag sehr häufig gemacht wird, als Beweis der Richtigkeit seiner eigenen Meinung bzw. Wahrnehmung werden einzelne Buchautoren herangezogen und hier zitiert. Diese Methode ist dahingehend äußerst fragwürdig, da sich dahinter wenige Einzelpersonen verbergen und somit keine Allgemeingültigkeit postuliert werden kann. Ich weiß auch nicht, ob es die Intention der Autoren ist. Des Weiteren sind solche Bücher dahingehend mit Vorsicht zu genießen, da weder der Ausgangspunkt zu einem selbst gleich ist und zusätzlich meist auf laienhaftes Wissen und Behauptungen dahinterstehen. Die Thematik ist viel inter- und intradisziplinär mit Abhängigkeiten versehen, so dass derzeitig einfache Ansätze mit Vorsicht zu genießen sind.
Gute Ratgeber, so finde ich, sind eine gute Alternative, aber man sollte dabei immer beachten, dass solche Ratgeber immer nur einzelne Fakten betrachten. Auch verweise ich immer auf den Kontext, woher kommt manche Aussage.
Und zum Schluss, wenn wir von Resilienz reden, welche Eckpfeiler und Abstufungen gibt es für Dich? Wie sieht Dein Alltag aus? Hat Resilienz etwas mit Medikamenten zu tun? Wo setzt Resilienz überhaupt an? Ist Resilienz nicht eine Frage im gesellschaftlichen Kontext, denn der einzelne für sich ist doch nicht krank, oder?
Ich muss auf Medikamente zurückgreifen und habe einen genialen stressigen Alltag, bin ich deswegen weniger psychisch widerstandsfähig, als jemand ohne, vielleicht als Du? Ich möchte es mal so schreiben, ohne Medikamente wäre ich sehr wahrscheinlich suizidiert, selbst mit stabilen Alltag kenne ich vermehrt diese Gedanken. Und warum wäre ich tot, weil ich einfach Probleme mit dem gesellschaftlichen Alltag hätte. Ich würde nicht zurechtkommen, weil mein Alltag einfach anders strukturiert wäre, mehr nicht. Dies hätte also nichts mit einer psychischen Belastbarkeit im Sinne der Resilienz zu tun, wie ich sie verstehe. Ich habe ein Problem, dass meine Stoffströme im Gehirn irreversibel im Arsch sind. Manche bekommen es noch ohne Medikamente hin und etliche wie ich brauchen ausgleichende Medikamente, trotz eines über fast 2 Jahrzehnte aufgebauten inneren System aus vielen kleinen Disziplinen. Bei fluuu2 habe ich es letztens angedeutet und etliche meiner Beiträge beginnend einer Beschreibung meiner heutigen Situation im damals 3. Beitrag, wo ich meine Ideen andeute, deuten es an. Ich habe so einige Nackenschläge zusätzlich zu der bipolaren Störung durch, ich wanke schon lange nicht mehr. Mein einziger richtiger tiefer Einbruch war vor 18 Jahren mit dem Ausbruch der Krankheit, danach hat mich nichts mehr in eine extreme Krise gewurfen und mit den Jahren bis heute bin ich sogar stabiler als mein gesamtes Umfeld geworden, was sogar mehrfach wechselte, weil ich mich trotz Krankheit persönlich und beruflich weiterentwickeln will. Nur habe ich eine Schwäche, ich bin bipolar, die ich immer kontrollieren muss.
Ich bin ein Einzelkämpfer, mache alles selbst mit mir aus, und habe eine sehr gutes System aus Wachsamkeit, Analyse, Disziplin und Handlungsalternativen und ich bin mir sehr sicher, wenn ich die Medikamente absetzen würde, dann gebe ich mir nur wenige Wochen, vielleicht Monate. Meine Hypothese aufgrund meiner Beobachtungen ist, dass es nicht nur verschiedene Formen der affektiven Störung gibt, sondern auch verschiedene Schweregrade. Ich leite es auch aus meinem letzten Studium allgemein und dann ehemaligen Forschungstätigkeiten mit Mikroorganismen ab, wenn auch auf technischen Gebiet.
Vielleicht einen Tipp, wenn Du einen Begriff für Dich benutzen willst, bestimme erst einmal Deinen Standort und seine Definition, denn Begriffe ohne Koordinaten klingen vielleicht gut, aber in einer wichtigen Situation helfen sie nicht.
VG nebulos