Hallo Lulua,
mich hat es damals auch aus dem Job geschmissen, den ich sehr gerne gemacht habe. Auch hatte ich versucht nach einigen Jahren, nochmals in diesem Job wieder Fuß zu fassen, was mir aber nicht gelang, da sich die Arbeitsbedingungen (Konkurzenzkampf, kein Teamgeist etc.) sich verändert hatten.
Damals meinte man in meiner beruflichen Reha, ich könnte keine Arbeit mehr leisten, die mit Menschen zu tun hat, vor allem mit Menschen, die vielleicht ihrerseits Probleme hätten, weil mich das zu stark belasten würde. Doch wusste ich, dass dies bei mir nicht der Fall war, ich konnte gut zwischen Arbeit und Privat trennen. Und die positiven Rückmeldungen der Menschen, die ich zu begleiten hatte (Erwachsenen-Bildungsbereich) zeigten mir immer wieder, das dies nicht mein Problem war.
Nach längerer Findungsphase, kam ich dann auf die Qualifizierung über EX-IN (Experience Involvement) und arbeite nun seit einigen Jahren als EX-IN-Genesungsbegleiterin im sozialpsychiatrischen Bereich. Und es zeigt sich, dass ich mit meiner Meinung, dass ich sehr wohl mit Menschen weiterhin arbeiten kann, Recht hatte. Aber auch, dass es in einem Team, wo es um ein Miteinander geht, um Wertschätzung wirklich jeder Berufsgruppe und um gegensetiges Einspringen und Helfen, wenn Not an Mann oder Frau ist und nicht um Konkurenzgebaren, für mich die ideale Randbedingungen sind.
Viele Grüße Heike
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Ich bin ein Mensch mit vielen Farben und Facetten zeitweise unterbrochen durch unipolar depressiven Phasen, im MD-Forum schon seit 2002 vertreten.
"Recovery zielt nicht auf ein Endprodukt oder ein Resultat. Es bedeutet nicht, dass man ›geheilt‹ oder einfach stabil ist. Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können" (Patricia Deegan 1996).