Re: von Recovery (Widerherstellen) zu Resilienz (Widerstandskraft)

15. 03. 2020 14:01
Hi,

ich wäre vorsichtig mit der Formulierung allgemeiner Grundsätze, wie Du es in Deinem letzten Satz gemacht hast: „Man kann und das betrifft jeden Menschen, durch richtiges Denken das Immunsystem und die Abwehr stärken.“ [fluuu2 15.03.2020 12:33Uhr]

Es klingt, wie auch die anderen Zeilen, erst einmal motivierend. Irgendwo hat es auch eine Logik, denn der Umkehrschluss wäre, dass das falsche Denken schwächt.

Aber was ist das richtige Denken? Nehme ich Deine anderen Zeilen als einen Versuch der Definition, habe ich nicht viel Spielraum, denn Du sprichst von einem philosophischen Denken. Auch Deine anderen Beiträge, ich würde jetzt nicht von Philosophie als wissenschaftliche Disziplin reden wollen, beschäftigen sich mit der Metaebene. Aber mir fehlt der Bezug zur Alltagsrealität bzw. die dann auch nötige Befassung, wie ich den dann analysierten Weltschmerz in der Metaebene auf griffige Handlungsalternativen im Alltag ummünze. Anders würde ich formulieren, dass die Beschäftigung mit der Metaebene wichtige Informationen für einen ergeben kann, aber wenn man das Arbeiten und Analysieren (= Denken) mit der Realebene, was ich hier vermisse, darüber vernachlässigt oder sogar vergisst, dann fehlen einfach sehr wichtige Informationen, die Realbezug haben.

Ich kann nur empfehlen, die Benutzung der Metaebene nicht ohne eine starke Verbindung zur persönlichen Ebene durchzuführen, es droht sonst Realitätsverlust. Letztendlich kann man aus der Beschäftigung mit der Metaebene viele Informationen gewinnen und auch zwischenzeitlich eine sehr selbstkritische Objektivität einnehmen, aber kann man die Informationen für sich überhaupt verarbeiten. Bringen die Informationen einen weiter. Wenn es mir gut geht, stören mich die vielen (abgehobenen) Informationen nicht, aber in einer Depression, wo ich schnelle Entscheidungen und fundierte Handlungsalternativen brauche, dann können zu viele Informationen schwer bis gar nicht mehr verarbeitet werden und so zum destruktiven Stillstand führen. Auch bin ich dann möglicherweise in meinem Denken auf der Metaebene gefangen und triviale Überlegungen werden auf einmal unmöglich.

Und ich finde es fatal in diesem Forum mit dieser Krankheit, wenn wir eben nicht von einer Hautflechte reden, dem Denken eine so starke Wirkung auf die Begriffe gesund und krank zuzuschreiben und eine Priorität dem Denken gegenüber dem Tun anzudichten, ich muss es so polemisch schreiben! Ich kenne es aus meiner eigenen Biografie, dass das triviale Handeln zum Beispiel in einer Depression im Alltag auch mal dem Denken vorausgeht. Die Logik liegt einfach darin, dass auch Denken, wenn es in sich kreist, gefährlich werden kann und zum Stillstand führt. Gerade dieses „philosophische“ Denken ist dann besonders gefährlich, weil man nicht auf der realen Ebene sich befindet und eine Kopplung mit einer realistischen Lageeinschätzung zeitlich und sachlich erschwert. Das Denken muss stark differenziert werden, um die dann je Lage wichtigen Signalleitungen im Gehirn aktiv zu haben.Denken stösst im Psychischen sehr schnell auf Grenzen, sowohl im Manischen (Gedankenflucht) und Depressiven (Grübeln), so dass es fatal ist, ich wiederhole mich, dies zu erhöhen. Es braucht verstärkt Alternativen zum Beispiel in der Konditionierung des Handelns.

Ich könnte dies noch weiter ausführen, ich kann nur empfehlen, wenn man schon den Anspruch hat, philosophisch zu denken, die Sachverhalte im Kontext der Krankheit stärker zu analysieren und die Interdependenzen der gedachten Strukturen mal in der Logik, Teilgebiet der Philosophie, oder trivial in einer mathematischen Formel darzustellen.

Ich finde die Krankheit und die Auswirkungen hoch komplex und ich finde in der Metaebene zu arbeiten, sehr interessant, aber allein nicht zielführend und in einer Krisensituation mit absoluter Vorsicht zu sehen.

Sprüche und Informationen, die gut klingen, aber nicht greifbar sind können kurzfristig sehr gut motivieren, aber langfristig tritt eine Desillusion ein, so meine persönliche Erfahrung schon vor 18 Jahren.

Da ich hier gerade auch sehr abgehoben schreibe, was mich selbst extrem nervt, verweise ich auf meine Beiträge, wo viel Schund dabei ist, wo ich aber immer wieder unter Berücksichtigung der Anonymität versuche, Gedankenmodelle und Beispiele darzustellen, wie ich es im realen Alltag über die fast 2 Jahrzehnte gemacht habe. Dabei bin ich zwischendurch häufig auch gegen die Wand gekracht, um das noch selbstkritisch hinzuzufügen.

Und um noch einmal die Wortgruppe „richtiges Denken“ aufzugreifen, ich denke zum Beispiel im Alltag bei entsprechenden Situation (irrationale Konfrontationen) immer in einem noch realistischen worst-case-Szenario, auch wenn ich zu 95% (es gab Fälle) weit vorher rational rauskomme. Diesen Aufwand würde ich als gesunder Mensch nie in der Dimension betreiben, es kostet erstmal zusätzlich Kraft, aber hier ist es ein Teil meiner Prävention. So vermeide ich in kalkuierbaren Situationen mögliche psychische Labilitäten und habe gleichzeitig genug Reserven, wenn nicht kalkulierbare Lagen, die es auch gibt, adhoc eintreten. Eine Komponente meines Abwehrsystems auf der Realebene, wo ich nicht mehr drüber nachdenken muss.

Ein Beispiel aus der Metaebene: Ich habe mir überlegt, es gibt auch einen Baum von mir dazu (Welche Verantwortung...), wenn ich mich wieder integrieren will, weil ich gefühlt außerhalb stehe, wie kann ich es anstellen. Auf meiner persönlichen Ebene habe ich geschaut, was unterscheidet mich, um dann ein paar Dinge ab-/umzustellen - dauert lange. Der Hintergrund ist, manisch-depressiv kann schon nerven...

Aber es ist explizit neben einer sehr starken selbstkritischen Haltung meine Art und Weise mit der Krankheit umzugehen, andere gehen viel anders ran und das ist auch richtig so.

Soviel zu meiner kleinen kritischen Anmerkung, nebulos

PS: Man spricht nach meinem letzten Kenntnisstand noch nicht einmal bei einer einmaligen Depression von Heilung, wenn sie durch ist. Aber natürlich kann man das Wort für sich verwenden



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