Ich bekomme seit meiner ersten Diagnose, ich war zwanzig Jahre alt, hatte eine schwere Depression und dann eine manische Phase, den Klassiker Lithium. Es wurde anfangs regelmäßig der Halsumfang gemessen wegen der Schilddrüsenreaktion und natürlich der Blutspiegel. Mir wurde gesagt, Lithium ist ein körpereigener Stoff der bei bipolarer Störung zu wenig im Organismus ist, für den Stimmungsausgleich verantwortlich ist und es so eine therapeutische Dosis im Blut braucht um die Extreme auszugleichen und für innere Stabilität zu sorgen. Natürlich hatte ich als junger Mensch diverse Rückfälle, dieses Lithium ist kein Wundermittel was alle persönlichen Probleme aus der Welt schafft aber wenn man das therapeutische Fenster genau einhält wir es für einen Bipolaren zu einem täglichen Lebensmittel ohne die geringste Nebenwirkung.
Das A und O für einen psychisch Betroffenen ist neben der Erhaltungsmedizin vor allem das Verhalten im Alltag um den gestörten Stoffwechsel in Gehirn und Seele wieder zu heilen. Recovery und Resilienz sind dabei in der Lebensphilosophie und im Denken sicherlich genauso wichtige Faktoren für die Stabilität wie die medikamentöse Therapie auch. Ich weiß nur in meinem Umfeld wie es Anderen geht aber bei mir hat dieser Weg den ich seit ich 20 bin verfolge, heute bin ich Mitte 50, in der Heilung der bipolaren Störung wunderbar geholfen. Für mich ist das Lithium als Phasenprophylaktikum eine Rettung, es hat mir die seelische Stabilität beschert um meine psychischen Konflikte und Traumata anzugehen um für eine momentane Lösung zu sorgen. So kann man als bipolar Betroffener lernen mit Krisen, Verlust und Tod so umzugehen, dass sie keinen Stress erzeugen aus dem nur die Flucht in die krankhafte Affektivität bleibt. So lange der Tod einen nicht selber betrifft, hat der Organismus eine Chance damit zurechtzukommen und einen Ausgleich zu finden. Auch der Tod von Familienangehörigen muss nicht zwangsläufig zu einer psychischen Krise führen wenn es eine gute Widerstandsfähigkeit gibt. Lithium hat mir in all den Jahren geholfen die Krisen so zu erleben, dass sie nicht die Füße weg ziehen.