Hallo zusammen,
vor zehn Jahren habe ich auch mal Psychotherapie gemacht und Antidepressiva genommen. Geholfen hat es null. Ich war nur so gedämpft, in Watte gepackt, abgestumpft.
Die Freudlosigkeit, lernte ich, gehört zur Depression. Auch, alles schwarz zu sehen. Und einen Trick verriet mir mein Therapeut: Schlafentzug wird in der klinischen Therapie eingesetzt. "Versuchen Sie es doch mal, zwei Stunden weniger zu schlafen." Und wie das wirkte!
Daran halte ich mich noch heute und so kann ich es mittlerweile sehr gut steuern, ob ich manisch oder depressiv tendiere. Dabei fällt es mir stets leichter, weniger zu schlafen als ich Zeit hätte als andersherum. Wenn mich etwas sehr beschäftigt und vom Schlaf abhält, kann ich nicht immer am nächsten Tag ausschlafen.
Allerdings habe ich auch schon von Leuten gehört, die depressiv sind und sehr wenig schlafen. Für die ist diese Strategie wohl nichts.
Wie wäre es, wenn Du morgens erst einmal einen Spaziergang machst? Egal nun, ob das um 10 oder 15 Uhr ist. Tageslicht, Bewegung, frische Luft wird Dir gut tun. Mit Duschen, Anziehen, Frühstück und Spaziergang kannst Du schonmal zwei Stunden rumkriegen.
Und dann kannst Du Dir ja mal einen Wochenplan mit Unternehmungen zusammenschreiben. Lohnenswerte Besuche wären zum Beispiel Tagesstätten in Deiner Stadt sowie Info-Veranstaltungen zu Reha-Maßnahmen. Kostet nichts, aber Du hast was zu tun und musst etwas Hirnschmalz nutzen.
Kochen wäre eine Idee. So richtig mit Speiseplan und dann abarbeiten. Hatte ich über die Feiertage.
Du hast Einfluss, ja.
Quote
Glückskeks
Ich höre meinen Gedanken aufmerksam zu, denn ich weiß, dass sie in jeder Sekunde meine Zukunft erschaffen.
Du schreibst, Du grübelst. Da gibt es also die Möglichkeit, Dir ein anderes Problem zu suchen. Ein lösbares, etwa von der Sorte, wie man sie auch an Arbeitsplätzen vorfindet. Beispielsweise kann ich mir auch vorstellen, dass es hilfreich wäre, zu schreiben. Tagebuch oder Geschichten, von mir aus Gedichte - ganz egal, Hauptsache, Du musst bewusst entscheiden, welche Gedanken Du zulässt und welche nicht. Denn das ist Übungssache.
Genauso wie das Anerkennen von Fortschritten bzw. positiven Erlebnissen überhaupt. Egal ob anhand von Tagebucheinträgen oder Kieselsteinen.
Wenn Du wirklich eine Aufgabe willst, dann gebe ich Dir eine: Schreib 100 Tage lang Tagebuch. Egal, was drin steht, egal, wie viel. Und wenn es nur ein Satz ist oder ein Wort. Schreib.
---
Pronomen: er, Baujahr 80, GdB 50, voll erwerbsgemindert, berufsunfähig
Diagnosen: 03/2009 rezidiv. Depression, 06/2012 schizo-affektive Störung, 08/2016 bipolare Störung, 02/2019 Psoriasis, 03/2019 Psoriasisarthritis, 10/2021 Schlafapnoe, 07/23 VD ME/CFS u.a.
Medis: Valproat 500mg 1-0-2-0, Olanzapin 2,5mg 0-0-0-1, bei Bedarf Perazin 25mg 1-3x/Tag u.a.
Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen.
