Ich gehe davon aus, dass es bei den meisten von uns ein Prozess ist, wie wir mit der Diagnose umgehen. Ich zum Beispiel habe sehr lange gebraucht, um die Diagnose diesen Sommer vollumfänglich zu akzeptieren (etliche Depressionen, 3 Manien über 12 Jahre verteilt). Jeder von uns geht auf seine Art damit um, nicht stabil und lebenslang auf Medikamente angewiesen zu sein.
Zur Zeit beschäftige ich mich sehr intensiv mit der Krankheit: ich probiere alle möglichen Medikamente durch, mache eine stationäre Psychotherapie und bin dabei, herauszufinden worauf sich meine Krankheit rein psychologisch gründet. Als da wären: Sozialängste, die Unfähigkeit gewisse negative Gefühle bei mir selbst wahrzunehmen und auszudrücken (Aggression, Wut, Ärger, Eifersucht, Neid). Genau die Elemente übrigens, welche in der Manie hinweg gewischt werden. So als ob sich mein Gefühlsleben zurückholt was ich sonst unterdrücke.
Ich denke, gerade darin liegt die Herausforderung für viele von uns: Die hirnphysiologischen UND psychologischen Aspekte gleichermassen zu berücksichtigen und daran zu arbeiten.
Wie gesagt, zur Zeit nimmt die Krankheit einen sehr hohen Stellenwert bei mir ein. Ich hoffe jedoch, dass sich meine momentane Auseinandersetzung irgendwann genau so auszahlt, dass sie eben keinen so grossen Platz mehr in meinem Bewusstsein einnimmt.