Meine Verantwortung als Betroffene, Ehefrau und Mutter habe ich vor allem meiner Familie gegenüber. Jeder hat eine individuelle Verantwortung seinem Umfeld gegenüber, aber keine generelle der Gesellschaft gegenüber.
Ohne Medikamente war ich teilweise schwer auszuhalten ganz zu schweigen davon, dass es mich wahrscheinlich nicht mehr gäbe. Ich habe meine Krankheit oft ignoriert, mich nicht dafür interessiert und Phasen als solche nicht erkannt. Erst als ich einsah, dass ich regelmäßig Medikamente brauche, konnte ich halbwegs normal leben. Da ich schon mit 12 Jahren erkrankt bin kam diese Einsicht bereits mit Mitte 20.
Allerdings immer - und jetzt auch - mit Nebenwirkungen, die die Lebensqualität negativ beeinflussen. Bei mir ist es so, dass ich weiß, dass ich ohne Medikamente nicht mehr leben würde aber auch ahne, dass sie mich vorzeitig ins Grab bringen. Unterm Strich lebe ich also länger mit als ohne.
Das ist meine Situation.
Da ich ein toleranter und liberaler Mensch bin sage ich jedoch - will jemand mit einer psychischen Krankheit ohne Medikamente leben, soll er/sie das tun. Dass diese Menschen dann für die Gesellschaft oder für ihre Mitmenschen eine Last sein könnten ist klar. Aber eine liberale "Gesellschaft" sollte es aushalten können, wenn sich Menschen frei gegen die Psychiatrie oder Medikamente entscheiden. Ich kannte eine Schizophrene, die hat um alle Menschen die Aura gesehen und sie dementsprechend eingeschätzt. Mit Medikamenten hatte sie diese "Gabe" nicht. Sie hat sich also gegen die Medikamente entschieden.
Menschen sind sehr verschieden. Und hat man dann auch noch eine schwer bewältigbare Krankheit kommen noch einige Unterschiede dazu. Es gibt also keine generell gültige Verantwortung für Betroffene, sondern eine jeweils sehr individuelle.