nebulos schrieb:
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> Hallo zusammen,
>
> immer wieder kommt es hier zu Diskussionen um
> einen Medikamentenausstieg einschließlich
> alternativer Angaben, deren Seriösität aufgrund
> der fehlenden Machbarkeit und Nachhaltigkeit
> anzuzweifeln ist. Häufig werden dabei Medikamente
> verteufelt. Ich würde es gerne Kritisieren nennen
> wollen, aber bei der Verwendung des Begriffs
> Kritik erwarte ich auch immer schlüssige und
> stichhaltige Argumente. Ich wünschte mir eine
> Streitkultur basierend auf Argumenten.
Diese Begründung und das was danach von dir argumentativ kommt,
bereitet mir Unbehagen, den ganzen Tag über kommt mir das immer wieder hoch und
etwas stößt mir daran furchtbar auf.
Wie oft bei dir, vorsichtig deine Meinung verschleiernd, nebulös halt,
hab ich trotzdem das Gefühl, dass von dir hier versucht wird Schuld zuzuweisen und
so etwas wie ein schlechtes Gewissen gemacht werden soll bzw. indirekt gefragt wird
ob Betroffene sich nicht als Belastung für das was du "die Gesellschaft" nennst
empfinden sollten und sich entsprechend "anpassen" und unterordnen müssten.
Das empfinde ich schon als unterschwellig stigmatisierend,
auch wenns noch so indirekt von einem Betroffenen selber kommt.
> Aber was ich mich immer deutlicher Frage, ist, wie
> würde eine solche Diskussion von der Gesellschaft
> aufgenommen werden? Die Gesellschaft muss doch
> denken, haben die nichts Besseres zu tun oder
> vermutlich werden sie auch denken, was finanzieren
> wir hier eigentlich im Solidarprinzip?
Sind wir hier
nicht auch "die Gesellschaft"? Siehst du "Die Betroffenen" aufgrund ihrer/deiner
Erkrankung außerhalb der Gesellschaft, also ausgegrenzt? Keine "vollwertigen Mitglieder" der Gesellschaft,
weil, ja warum eigentlich? Weil sie temporär oder dauerhaft Leistungen von unserem, auf dem Solidaritätsprinzip beruhenden Staat beziehen?
Das klingt nach der klassischen Sozialneid-Debatte, die ich dachte, man müsse sie in einem Forum wie diesem nicht führen.
Klar denken Teile dieser Gesellschaft abfällig über Frührentner, Arbeitslose, Hartzer, Alkis, Psychos, Ausländer und Schwule.
Idioten gibts immer und überall, aber müssen wir uns jetzt um die auch noch kümmern?
Was die denken? Uns auf deren niedriges Niveau begeben?
Schon immer gab es die "Starken" die den "Schwachen" jede Erleichterung und Unterstützung
angeneidet haben, das geht meistens solange bis sie selber "schwach" sind und auf Hilfe angewiesen,
dann und oft leider erst dann, ändern sie den Blickwinkel.
> Die Krankheit ist sehr brutal und viele von uns
> sind abhängig vom Staat (Therapien, Medikamente,
> EU-Rente,...) oder gegebenenfalls eingebettet in
> die Familie. Bei einigen Beiträgen habe ich das
> Gefühl, dass dies als gegeben angenommen wird.
Ich glaube nicht, dass es als gegeben angenommen wird und ich empfinde es eher als Berechtigung und
Errungenschaft, dass wir ein Solidaritätsprinzip haben, in dem
sich die Mitglieder einer definierten Solidargemeinschaft gegenseitig Hilfe und Unterstützung gewähren.
Ich hab schon, wie auch viele der Betroffenen hier, das System gefüttert und werde zu anderen Zeiten von diesem System versorgt. Das ist ja der Sinn der Sache und trifft auf jeden zu.
> Ich schreibe bewusst von Beiträgen, weil ich die
> Personen dahinter nicht sehe. Wenn man nur 85
> Jahre zurückdenkt, da war das für eine kurze
> Zeit sogar mal sehr krass anders. Und weiter
> zurückgedacht, na ja...
Tolles Argument, so "gut" und schlagkräftig wie Frauenrechtlerinnen zu sagen, seid mal froh,
dass ihr das fordern dürft, früher hätte man euch als Hexen verbrannt.
Jaaa früher war einiges "anders".
Und ja, du siehst die Personen nicht, nicht die Lebensläufe und Geschichten,
auch nicht die der Mediverweigerer, die keine Auskunft geben wollen über ihre "Kosten" und "Nutzen"
für "die Gesellschaft". Das spielt auch keine Rolle, wenn man das große Ganze betrachtet und
deine Fragen liest, die zwar wohl genau darauf abzielen, was ich so indirekt ungut finde.
> Wir können größtenteils für unsere Krankheit
> nichts, aber die Unterstützung die wir heute
> erhalten entspringt keinem Naturgesetz!
Richtig, keinem Naturgesetz, das Grundgesetz sollte reichten.
Nur zum Beispiel Artikel 3:
(3) "Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden."
Und was meint dein "größtenteils"? Deine Meinung über deine Mitbetroffenen scheint nicht unbedingt von Respekt geprägt, oder empfinde ich das nur so?
> Worauf will ich hinaus?
>
>
Welche Verantwortung haben wir eigentlich als
> Betroffenene gegenüber der Gesellschaft?
Verantwortung zuweisen alleine aufgrund einer Erkrankung finde ich diskriminierend.
Jeder Mensch hat Verantwortung sich und der Gesellschaft gegenüber, aber nicht automatisch aufgrund der Zugehörigkeit zu einer Gruppe.
> Für mich ist dies keine Einbahnstraße und ich
> bin da schon sehr demütig. Häufig kann man nicht
> viel machen, egal wie hart man kämpft, aber eine
> gewisse Seriösität im Umgang mit der Krankheit
> verlangt dem Umfeld Respekt ab. Das Wort
> Seriösität kann Vieles bedeuten. Ich betone
> immer die Disziplin in meinen Beiträgen,
> zusätzlich meine ich einen ehrlichen Umgang mit
> der Krankheit.
>
>
Welche Verantwortung haben wir als Betroffene
> gegenüber der eigenen Klientel?
>
> Ein unseriöser Umgang mit der Krankheit zieht die
> anderen Betroffenen mit hinein. Für mich entsteht
> Diskriminierung nicht nur durch Desinformation,
> sondern auch durch bestimmte Ereignisse durch
> Betroffene. Ab einem gewissen Punkt und unter
> bestimmten Umständen kann ich die Abneigung des
> Umfelds sehr gut nachvollziehen. Im heutigen
> Informationszeitalter ist die Verbreitung vor
> allem negativer Nachrichten und Berichte neben
> Katzenfotos enorm.
Heißt? Du willst mit den anderen Irren nicht in einen Topf geworfen werden?
Dann schreibs doch auch einfach so.
Kann auch eine Haltung sein, Solidarisch ist da aber halt nix dran und jede
Desinformation und Diskriminierung wird weiter gefestigt durch so eine Haltung.
"Bestimmte Ereignisse durch Betroffene" nenne ich "Krankheitssymptome", um damit
der Desinformation entgegen zu wirken.
> Ich finde, dass es sehr viel Sinn macht, auch an
> die anderen zu denken oder wie und wo man selbst
> im Bezug zum Umfeld steht.
>
> Diese Fragestellung existiert schon wesentlich
> länger in mir.
IST es eine Fragestellung, oder ist es eine Grundhaltung die anderen unterstellt
sie seien "Sozialschmarotzer" die leichtfertig ihre Gesundheit aufs Spiel setzen, weil ihnen immer noch zu gut geht, oder würde das
die Gesellschaft nur denken,
wenn sie diese Diskussion liest?
Entschuldige meine Deutlichkeit, die ich in deinem Beitrag vermisse und die dann daran schuld ist, sollte ich dich womöglich falsch verstanden haben, was wie ich befürchte, nicht der Fall ist.
> Viele Grüße, nebulos