Hallo Almandin und soulvision,
ich kenne Suizidgedanken sowohl ohne Einfluss von Medikamenten, wie auch mit dem Einfluss, sie unterschieden sich bei mir.
Dabei muss ich ohne Medi-Einfluss zwischen zwei Varianten unterscheiden. Einerseits die tiefe Depression mit der endloserscheinenden Hoffnungslosigkeit und daraus resultierendem "So, wie es jetzt ist, möchte ich nicht...". Dabei reiften diese Gedanken langsam heran.
Die zweite Variante, die ich selbst nicht auf Medi-Einfluss zurückführe ist, als ich in den damals 9 Jahre anhaltenden Depression wieder mal ein neues Medikament ausprobierte, natürlich mit der Hoffnung, dass es diesmal helfen möge. Es war diese Hoffnung, die dann leider wieder durch Nichtwirkung des Medikaments zunichte gemacht wurde und ich im Glauben verharrte, dass es für mich kein Medikament gab, was mir Linderung verschaffte.
Die dritte Variante, diesmal von Medikament, einem AD (Bupropion) ausgelöst unterschied sich sehr von den anderen Varienten. Es war in der Einschleichphase, dabei gab es schon aufhellende Momente, die eben am anderen Tag wieder gänzlich vorbei waren. Während dieser Zeit kamen diese Gedanken plötzlich herein, sie waren drängender, wie Zwangsgedanken. Diese reiften nicht, sondern waren unvermittelt da. Ich empfand es als gefährlicher, weil sie regelrecht einen inneren Druck verursachten, so ein innerer Dialog wie "Nun tu es doch endlich".
Mir half in allen Fällen eher, darüber reden zu können, ohne Angst zu haben, dass ich gleich auf die "Geschlossene" komme. Es war jedesmal, als wenn das Aussprechen und darüber reden, diesen inneren Impuls mehr unterdrückte. Es war nicht direkt weg, aber es war nicht mehr so nah an mir dran, als wenn ich schwieg und die Sache mit mir ausgefochten habe.
Ich erinnere mich an einer Situation, die zwar noch keine so drängende Gedanken hatte, dass ich das Gefühl hatte für einen Augenblick mich von außen beobachten zu können und mir dann sagte: "Die Depression lügt". Ich bin dann tatsächlich dann raus und spazieren gegangen, um mich von diesen S-Gedanken zu distanzieren. Aber leider hat man nicht immer diese klaren Momente, wo diese Überzeugung Eingang finden kann.
Viele Grüße Heike
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Ich bin ein Mensch mit vielen Farben und Facetten zeitweise unterbrochen durch unipolar depressiven Phasen, im MD-Forum schon seit 2002 vertreten.
"Recovery zielt nicht auf ein Endprodukt oder ein Resultat. Es bedeutet nicht, dass man ›geheilt‹ oder einfach stabil ist. Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können" (Patricia Deegan 1996).
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 03.11.19 17:45.