Hallo,
leider ist die Situation in den Kliniken heute so, dass es eine personelle Unterversorgung gibt. Der Bundesausschuss sollte dieses Jahr eine Richtlinie für Personalschlüssel vorlegen, was wohl zur Zeit mit einer Richtlinie für Untergrenzen des Personals statt fand, aber nicht für ein Personalschlüssel für Leitliniengerechte Behandlung. Es gibt dazu wohl heftige Kritik, aber nichts genaues weiß man, wie auch dieser Artikel zeigt: [
www.zeit.de]
Wie hier,
immer häufiger gibt es Verletzte, beleuchtet auch das Klinikpersonal die unhaltbaren Zustände, einerseits durch Personalmangel, Dokumentationspflichten und der zunehmenden sozialen Verelendungen in Stadtvierteln.
Ein zugewendetes Arbeiten mit Beziehungsaufbau zu den Patienten, die noch bevor es eskaliert versucht Patienten zu beruhigen ist nicht möglich, dazu fehl Personal und Zeit.
Desweiteren sind in vielen Regionen die Einzugsgebiete für Psychiatrien festgelegt. So können sich leider Menschen nicht selbst eine Klinik aussuchen, für den Akutfall. Und in eher ländlichen Gebieten gibt es sowieso schon eine eher ausgedünnte Landschaft in der Versorgung und noch weniger Wahlmöglichkeiten.
Trotz der politischen Anstregnungen, den Personalengpass entgegenzuwirken, wird der Personalnotstand noch lange andauern und Zwangsmaßnahmen werden dann erhöht sein, wie Studien belegen.
Wer bei Zeitonline registriert ist, kann auch diesen Artikel von Prof. Bock, der jetzt in Ruhestand geht, lesen, auch er hat die strukturellen Probleme in den Kliniken beleuchtet: [
www.zeit.de] .
Sogesehen bleibt einem nur eher die Vorsorge, um sich ein wenig absichern zu können und um solche traumtischen Erlebnisse möglichst nicht oder kaum noch erleben zu müssen.
Dazu gehört, sich selbst und seine Störung genauestens zu kennen, um selbst schon gegensteuern zu können, planen, was im Akutfall von wem geleistet werden soll, welche Behandlungsmöglichkeiten einem geholfen haben und welche nicht, welche Medikamente im Akutfall angeboten werden sollen, welche nicht, am besten schriftlich festhalten. Einbeziehung seines sozialen Netzwerkes, sowie Behandlungsvereinbarung mit der zuständigen Klinik aushandeln.
Dazu kann man sich hier als PDF runterladen:
Persönlicher Recovery-Plan ,
Vorausverfügung und hier gibt es noch eine Seite mit weiteren hilfreichen Möglichkeiten, wie Krisenpass und Muster für Behandlungsvereinbarungen: [
www.psychiatrie.de]
Es ist zwar keine Garantie, dass dann Zwangsmaßnahmen nicht mehr passieren, aber ich denke, sie können damit erheblich gemindert werden.
Viele Grüße Heike
------------------ Signatur --------------------------
Ich bin ein Mensch mit vielen Farben und Facetten zeitweise unterbrochen durch unipolar depressiven Phasen, im MD-Forum schon seit 2002 vertreten.
"Recovery zielt nicht auf ein Endprodukt oder ein Resultat. Es bedeutet nicht, dass man ›geheilt‹ oder einfach stabil ist. Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können" (Patricia Deegan 1996).
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 01.11.19 19:30.