Hallo dc,
ich lese nun schon eine ganze Weile deine Beiträge mit. Waren sie für mich früher nur provokant geschrieben, ohne dass du auf Fragen eingegangen bist, stelle ich jetzt fest, dass du diesmal eher auf die Diskussion eingehst, was ich positiv empfinde.
Dennoch empfinde ich, dass ab und an wieder Postings zum alten Stil zurückkehren und für mein Gefühl einen überheblichen Klang produzieren. Mag sein, dass dies daher rührt, dass Fragen von einigen Usern hier, dich unter Druck setzt?
Was ich selber nicht ganz nachvollziehen kann ist, wenn jemand es schafft ohne oder mit nur wenig Medikamente zu leben, warum jemand dann dennoch (oder trotz), so unversöhnlich mit Menschen umgeht, die Medikamente nehmen. Für mich wirken einige Sätze von dir dann sehr diskriminierend.
Wie muss es auf Menschen wirken, die vorher ein Leben ohne Medikamente versucht haben, es nicht geschafft haben, weil sie schon zu häufig vor den Trümmern ihres Lebens standen und zig mal neu angefangen sind? Glaubst du, die haben sich nicht mit ihrem Leben, mit ihren Traumata auseinander gesetzt, haben sich nie gefragt, warum und wieso dass alles passiert?
Und warum glaubst du, kann man sein Leben nur ohne Medikamente analysieren, nur ohne Medikamente sein Leben ändern? Seit 2002 schreibe ich hier, was ich las von den Menschen die Medikamente nehmen ist, dass sie sehr wohl aus ihrer Kompfortzone gegangen sind, sehr wohl über Ihr Leben nachgedacht und geändert haben, nicht im Sinne von Medikamente ja oder nein, sondern Arbeit, Wohnen, Familie.
Ist dir nie in den Sinn gekommen, dass Menschen, die ein Leben mit Medikamente führen, Therapien, Lebensumstellung und Änderung seiner Lebenseinstellungen und Management ihrer Disposition nicht ausgeschlossen haben, sondern sogar für ein gute Lebensqualität eine wichtige Voraussetzung waren?
Berücksichtigst Du, dass es Menschen gibt, die eine andere Ausprägung der Erkrankung haben, wie Du? Berücksichtigst Du ebenfalls, das Menschen, die in einer Beziehung leben nochmal eine ganz andere Herausforderung zu leisten haben und noch mehr, wenn sogar Kinder versorgt werden müssen?
Sicherlich, wenn man alleine lebt, die Konsequenzen seines Handelns und seines "Soseins" nur alleine ausbaden muss und es ggf. auch kann und will, wenn keine beruflichen Anforderungen bestehen, die auch bei einer Selbständigkeit ggü. von Kunden und der Bürokratie ggü. des Staates bestehen, hat es jemand sicherlich einfacher, aber ob das wirklich ein Schritt aus der Kompfortzone ist? Ich würde sagen, es ist ein Lebensweg von vielen.
Aber hat nicht jemand, der in der Partnerschaft lebt, dadurch nicht nur für sich selbst Verantwortung hat sondern auch Verantwortung für die Beziehung übernimmt oder jemand, der eine Familie gegründet hat, sich auch an der Versorgung dieser beteiligt nicht auch seine Kompfortzone verlassen? Oder jemand, der trotz der Krankheit beruflich sich weiterentwickelt hat?
Warum ist dir das so wichtig, Lebensentwürfe und Lebenswege mit und ohne gegeneinander zu stellen?
Ich denke immer, wer es ohne schafft und mit seinem Leben zufrieden ist, hat soetwas doch gar nicht nötig oder?
Viele Grüße Heike
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Ich bin ein Mensch mit vielen Farben und Facetten zeitweise unterbrochen durch unipolar depressiven Phasen, im MD-Forum schon seit 2002 vertreten.
"Recovery zielt nicht auf ein Endprodukt oder ein Resultat. Es bedeutet nicht, dass man ›geheilt‹ oder einfach stabil ist. Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können" (Patricia Deegan 1996).
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 05.11.19 19:07.