Hallo Qiui,
erstmal - keine Panik. Es gibt dutzende Antidepressiva. Mehrere unterschiedliche Wirkmechanismen und Wirkstoffgruppen. Wenn eines nicht mehr wirkt gibt es jede Menge Möglichkeiten ein Neues zu finden, das es tut.

Ich habe das selbst erlebt, da nutzt dann auch keine Dosiserhöhung mehr, wenn die Gewöhnung fortgeschritten ist, dann kann es zum Wirkungsverlust kommen. Das Gemeine ist, das sagt einem kein Arzt. Weil es nirgendwo steht. Ich kenne mehrere Betroffene, bei denen die Wirkdauer von Citalopram zeitlich deutlich beschränkt war. Auch bei anderen SSRI. Nach mehreren Gesprächen mit Betroffenen und Behandlern kristallisierte sich raus, dass SSRI sehr wohl das Mittel der Wahl sind, wenn eine "erste" behandlungswürdige Depression, bzw. eine einzelne Depression zu behandeln ist, vielleicht noch für eine zeitlich begrenzte Rückfallprophylaxe, aber für den langjährigen Einsatz nicht wirklich geeignet ist. Wusste ich auch nicht. Habe ich auch nicht erwartet. Hat mich 1 Jahr Depression gekostet, weil ich darauf völlig unvorbereitet war und nicht wahrhaben wollte. Auch danach habe ich es weiter versucht, mit bis zu 60mg, zwecklos. Bei anderen SSRI gibt es ähnliche Effekte. Woran es liegt ist nicht genau bekannt, aber man kann vermuten, dass mit der Benutzung mehr und mehr Rezeptoren ausgebildet werden, um den Einfluss des SSRI auszugleichen, solange, bis man eine Dosis bräuchte, die oberhalb der therapeutischen Bandbreite läge, also da, wo die Nebenwirkungen nicht mehr tragbar sind oder gefährliche Effekte einsetzen.
Ich weiss, das liest sich jetzt für dich wahrscheinlich nicht so schön.
Aber denke dran, was ich oben geschrieben habe. Es müssten inzwischen so an die 25-30 Antidepressiva geben, dvon denen man viel ausprobieren kann. Auch andere Wirkstoffgruppen mit anderen Wirkmechanismen, die sich entweder langsamer oder manchmal auch gar nicht "abnutzen", z.B. SNRI wir Venlafaxin und andere, Trizyklika, Tetrazyklika, oder auch Bupropion, das lt. einer Meta-Studie von Aderholt das geringste Switchrisiko hat und zur gruppe der Amphetamine gehört (Elontril/Zyban/Wellbutrin).
Also - halt dich wacker, es gibt immer noch eine Menge Alternativen. Ich will nichts Falsches erzählen, die Suche kann mitunter anstrengend sein, wenn man ein neues Antidepressivum braucht, aber es ist möglich, und manchmal erwischt man sogar eins, das sehr lange ohne Wirkverlust wirkt und vielleicht sogar weniger Nebenwirkungen hat, ist bei mir so gewesen.
Ich finde halt nur wichtig, dass man nicht den Kopf in den Sand steckt und verzweifelt. Ich habe noch Jahre versucht, das Citalopram weiterzunutzen, aber außer einem leichten angstlösenden Effekt war da einfach nichts mehr, egal wie hoch die Dosis... Die Zeit hätte ich wesentlich besser auf einer Suche nach einem wirksamen Antidepressivum verbracht. Ich hatte halt nur so gute Erfahrungen mit Citalopram gemacht, als es noch wirkte, dass ich nicht wahrhaben wollte, dass die Wirkung nicht wiederkommt, und die Nebenwirkungen weiterlaufen...
Ich wünsche dir alles Gute, dass du möglichst schnell "dein" Antidepressivum findest.
Und wenn du keins findest und die Depression sehr heftig wird, scheue nicht, über Behandlungsmethoden wie EKT nachzudenken, das hat eine extrem hohe Erfolgsbilanz, gerade bei schweren Depressionen, und man muss auch dann nicht leiden, wenn man noch kein für sich wirksames Mittel hat. Es ist nicht so, dass du ins Dunkel geschubst wirst, da stehen überall kleine Kerzen rum, du kannst immer noch finden, was du brauchst.
Ich wünsche dir alles, alles Gute,
halt dich wacker und verliere nicht den Mut.
Martin