Hi Frankkk,
ähnliche Aussagen zum Beispiel in punkto Belastungsfähigkeit muss ich bis heute immer wieder niederkämpfen, wenn ich nicht ausweichen kann. Am Anfang empfand ich es noch als reale Kritik, weil mein Weg mit der Krankheit erst begann, mittlerweile ist es pure Diskriminierung, da niemals sachlich hinterlegt bzw. begründbar sowie der Nutzen (z.B. „Jetzt-erst-recht-Motivation“) für mich fehlt.
Wenn das Gespräch so abgelaufen ist, wie Du es beschreibst - sorry für diese Relativierung - dann muss ich auch ein bisschen Schmunzeln. Intelligenz ist das, was Intelligenztests messen (Zimbardo "Psychologie", 1996). Es gab damals einen Ansatz, dass die Intelligenz grob die Anpassungsfähigkeit, die Fähigkeit zu Lernen und das abstrakte Denken umfasst.
Jetzt mal die Aussage von Deinem Arzt von hinten beginnend zerlegt. Gibt es eine signifikante Korrelation zwischen dem Ausbruch der Krankheit und einer verminderten Intelligenz zu diesem Zeitpunkt? Dahingehend ist mir keine wissenschaftlich bewiesene Studie bekannt. Auch aus dem Alltag ist mir ein solcher Zusammenhang nicht bekannt. Was sich ohne Zahlen, aber doch sehr signifikant hier im Forum und auch in Gesprächen außerhalb, deutlich abzeichnet, dass die bipolare Störung zu enormen permanenten Einschränkungen führen kann. Die Krankheit verursacht soziale Verwerfungen und hat Einfluss auf die kognitive Leistungsfähigkeit. Würde man die Intelligenz durch einen Test messen, wird es vermutlich eine Abweichung geben, denn ein solcher Test ist von verschiedensten Faktoren mehr oder weniger stark abhängig und fällt somit bei Wiederholung nicht unbedingt gleich aus. Aber ein signifikanter Rückgang des Wertes, so dass man einer Person im Zuge der Krankheit eine Verdummung unterstellen könnte, ist mir auch nicht bekannt und unter normalen Alltagsbedingungen so nicht vorstellbar.
Die negativen Reaktionen des Umfelds, die Dein Arzt ansprach, kenne ich abgewandelt nur in der Form, dass man zwischenzeitlich von meinem Kampf genervt war und sich real dann auch abwandte. Niemals fiel weder direkt, noch hintenherum das Wort dumm. Und solche Wörter oder auch andere kritische Kommentare fallen dann schon schneller, da sie aus einer (angeblich) gesellschaftlich stärkeren Position direkt gesagt werden können oder mindestens im Umfeld diskutiert werden. Wie oft musste ich mir anhören, wie ich meinen Alltag zu gestalten habe... Und ich weiß nicht, wie es anderen hier geht, aber ich habe leider das Gefühl, zu viel mitzubekommen.
Und Ärzte sind per se erst einmal mehr oder weniger gute Mediziner, die Qualität ihrer Aussagen und (hier sozialen) Urteilsfähigkeit hängt meiner Erfahrung damit zusammen, wie sie sich mit der Approbation dann weiterentwickeln. Es gilt logischweise für jeden Job. Auch ich musste neu als Ingenieur zum Beispiel im Bereich der Sozialkompetenz nachlegen, um meine Anliegen in Kooperation mit anderen Akteuren (Private, Wirtschaftsakteure, Behörden) durchzubekommen.
Unabhängig der Unmöglichkeit einer solchen Aussage, würde ich mit etwas Abstand nachschauen, was hat ihn vielleicht zu dieser Entgleisung gebracht. Vielleicht ist die erste Aussage einfach nur völlig daneben, aber die Aussage beim zweiten Besuch würde mir zu Denken geben.
Unabhängig meines letzten Abschnitts, stellt sich für mich die Vertrauensfrage, denn eine solche Polemik ist eine Geringschätzung, wo man abschätzen muss, inwieweit die medizinische und therapeutische Versorgung noch auf Augenhöhe passiert. Ich mache aber auch immer mehr die Erfahrung, dass ein Wechsel aufgrund fehlender Kapazitäten schwer ist / sein kann.
Viele Grüße nebulos
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 03.10.19 12:44.