Hallo Friday,
in dem Moment war ich die Verursacherin, so wie du auch mit deiner Beschallung.
Das wird wahrgenommen laut und deutlich. Wie Lichtblick schreibt: Man macht sich dann angreifbar.
Alles was davor lag, wird meist nicht so unbedingt wahrgenommen.
Eine laute Stimmlage von denen, die in Reichweite gehört werden können oder müssen, so eine direkte Nachbarin habe ich auch, kann mich dem aber entziehen, da nur 1 Wand an ihre Wohnung grenzt und ich dann aus dem Zimmer gehe. Ist also tolerierbar für mich.
Diesen Satz von Deborah finde ich entscheidend:
Quote
... insofern, bin ich heilfroh, dass niemand etwas von meiner Erkrankung weiß.
Ich wohne hier >20 Jahre. Die so lange wie ich oder länger hier wohnen, wissen von meiner Erkrankung.
Im Hintergrund für mich richtig schwer Liegendes, werde ich hier nicht schreiben, dass macht nicht nur angreifbar sondern wäre Dummheit.
Bekannte Dünnhäutigkeiten, wie bei vielen von uns z.B. Geräuschempfindlichkeit, wurde peu á peu hier genutzt. In den 1. Jahren habe ich das gar nicht so bewusst wahr genommen, wenn z.B. die Heizung durch das alte Heizungssystem von vor >30 Jahren wie ich mir erklärte, Geräusche machte. Bis ich dann zufällig hörte, wie der unter mir wohnende Mensch durch Ventilbewegungen bewusst verschiedene Geräusche, Pfeiftöne in verschiedenen Lautstärken und Tonhöhen erzeugte. Wenn ich dann mit meiner Hand gegen meine Heizung schlug, drehte er noch mehr auf. So kann man sich auch unterhalten.
Das geht nun schon über Jahre so.
Wenns mir dann irgendwann reicht und ich Geräusch mache, bin ich die Verursacherin von außen betrachtend wahrgenommen.
Das meine ich als 1 Beispiel mit hochschaukeln hier bei mir.
Warum macht der sowas, warum reagiere ich so, oder besser reagierte ich so?
Man könnte oberflächlich meinen, na der trietzt halt ganz gern und na die ist halt bissel verrückt und reagiert eben.
Und 1,2,3 fertig ist das Stigma.
Im Hintergrund ist eine andere Motivation erkennbar.
Andere Bewohner sind, seitdem ich mich beginne zu wehren, sehr freundlich zu mir.
Meine Erfahrung bis heute: Mit der Zeit werde ich gelassener, Sicherheit kehrt zurück, ich reagiere immer seltener mit meinen lauten Geräuschen. Mich wehren ist wichtig, wurde mir klar. Klar wäre Versöhnung besser, aber was nutzt diese oberflächlich wenn in der Tiefe eine Bombe liegt? (Bei einer Bombenentschärfung wird das entsprechende Gebiet evakuiert, Züge werden weitläufig umgeleitet... )
Wenn ich nur schlucke, bricht alles irgendwann über das Maß hinaus hervor. => Phase. Wenn ich dieses mich wehren trainiere, bekomme ich darin Sicherheit, Routine und Gelassenheit. Und - was soll ich dir sagen, an manchen Tagen brauche ich nicht mehr mit Ohrstöpseln schlafen. :)
Kannst du was mit anfangen mit diesem etwas krautig und rüblig?
LG
s.
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reifer werden heißt,
schärfer trennen,
inniger verbinden
- Hugo von Hofmannsthal -
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 06.09.19 18:34.