Hallo Cobipol,
ich denke, einer der Punkte ist genau der, dass es weh tut, daneben zu stehen und in akuten Phasen nicht helfen zu können. Der Betroffene rennt mit "dem Vorschlaghammer" durchs Leben und man muss zusehen.
Nach der ersten Manie meiner Tochter haben wir Monate später darüber gesprochen, was, wenn es nochmal passiert... wie wollen wir alle damit umgehen, Freunde, Verwandte??
Sie hatte mehrere Wochen Medis genommen und dann langsam (mit Arzt) abgesetzt. Ein Jahr später merkte sie selbst, wie sie langsam hochtriggerte, meldete sich bei ihrem Arzt, ihrem Therapeuten und einer Freundin. Alle haben geholfen, jeder auf seine Art.
Ich sage ihr heute noch bei Gelegenheit, wie toll ich das fand, dass sie sofort reagiert hat. Sie selbst hat den Vorschlag gemacht, Lithium zu nehmen - weil sie keine Lust hat, das alles nochmal zu erleben und sich auch ihr Umfeld, durch die Krankheit, nicht kaputt machen lassen möchte.
Wir haben sie bei all ihren Plänen unterstützt, wenn sie das wollte, uns sonst aber nicht eingemischt. Was will ich Dir damit sagen, ich glaube, man kann nicht helfen, wenn derjenige sich nicht selbst hilft bzw. besser ausgedrückt, sich Hilfe holt. Diese Selbsterkenntnis muss zwangsläufig da sein, sonst rennst Du gegen die Wand, egal wie Du Dich bemühst und egal was Du machst.
Ich glaube, sehr selbstreflektierten Menschen fällt es leichter, Frühwarnzeichen zu erkennen und gegenzusteuern. Das muss man aber auch wollen - wenn man (auch in phasenfreien Intervallen und nach großen Einschlägen) denkt, ich bekomme das schon irgendwie hin, oder Schuld sind alle anderen, wird es schwer.
Krankheit als Ausrede... ja, man ist krank und ja man hat dadurch Einschränkungen - aber man muss auch seinen Beitrag leisten, damit man möglichst gut damit leben kann. Bin ich Lungenkrank, sollte ich spätestens dann aufhören zu rauchen. Bin ich bipolar, sollte ich versuchen Phasen zu verhindern. Das wird nicht immer möglich sein, aber der Versuch mit Hilfe von Medikamenten, Therapie u.a. - den sollte ich nicht außer acht lassen.
Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und viel Freude mit Deinem Kind!
Liebe Grüße A.