Hallo Sputnik,
schönes Post. Ich bin nun seit über 20 Jahren bipolar und tappe immer noch in die Falle zu glauben, dass immer alles super sein müsste. Dabei schraube ich die Anforderungen an mich selbst gnadenlos hoch, bis ich merke, es geht nicht mehr. Und wenn ich depri bin, will ich das erst nicht wahrhaben, verurteile mich dafür unbewusst, bis ich wieder auf den Boden der Tatsachen lande.
Auch die Sache mit den Aufregern kenne ich gut: ich schreibe auch ab und zu Beschwerdebriefe und dergleichen. Aber ich frage mich, ob das nicht auch eine positive Seite hat. Es ist doch gut, dass es auch Menschen gibt, die den Mund aufmachen. Nur muss man auch mal wissen, wann Schluss ist.
Nur in einem stimme ich dir nicht zu: anstatt einen Therapeuten aufzusuchen, finde ich es besser, sich selbst Gedanken zu machen, wie wir uns gegen den Sog wehren können. Ich denke, wir sollten uns das selbst zutrauen und nicht die Verantwortung für unser Leben an einen Therapeuten übergeben.
Und noch ein Gedanke: sollten wir nicht ein Stückchen akzeptieren, dass wir so sind? Dass wir diese Highs und Lows haben? Natürlich nicht ohne gegenzusteuern. Ich denke, am Ende kommen wir doch gar nicht drum herum. Ich meine, wenn wir nach Perfektion streben, tappen wir doch wiederum in die gleiche Falle, dass wir etwas Unerreichbares erreichen wollen.
Ja, wir verschwenden viel Zeit mit Sinnlosigkeiten, mit der Suche nach dem nächsten Kick. Aber dann ist es halt so. Wir müssen nur aufpassen, dass wir keine Dummheiten machen. Auch das Betrachten wunderschöner Pflanzen und Tiere habe ich schon manisch benutzt, um ein High zu erhalten, und war bitter enttäuscht als es nicht kam, um auf dein Beispiel zu kommen. So what? Jedenfalls habe ich mir außer der Enttäuschung damit keinen Schaden zugefügt.
Liebe Grüße,
Ceily