Hallo,
wenn es gelingen würde auch in Diskussionen den Ball flach zu halten, würde es sicherlich eher gelingen vielfältige Meinungen und Erfahrungen austauschen zu können. Allerdings büßt es ggf. auch an Lebendigkeit ein.
Was mir persönlich auffällt, warum Diskussionen, vor allem durchaus intereressante Themenaspekte abgleiten ist:
- Es wird, egal in welcher Richtung, schnell verallgemeinert, anstatt von seinen eigenen Erfahrungen zu sprechen
- Es finden schnell Zuschreibungen statt, anstatt von seinen eigenen Empfindungen auf einen Beitrag zu sprechen
- Es wird oft zu schnell gelesen und hineininterpretiert, anstatt langsam und differenziert zu lesen und ggf. dann fragend auf unklare Punkte einzugehen
- Es wird zu wenig nach gemeinsamen Anknüpfungspunkte gesucht, sondern eher das Trennende hervorgehoben und der ganze Rest des Beitrages bleibt unberücksichtigt
- Es läuft zu schnell auf Konfrontation aus, anstatt dem anderen eine Brücke zu bauen, um dann konstruktiv weiter diskutieren zu können
Die genannten Punkte passieren allen vertretenen Seiten und ich selbst nehme mich da auch nicht raus.
In den trialogischen Seminaren, die ich zur Zeit erlebe, die tatsächlich einen Raum für ein respektvolles Miteinander schaffen, stellen die Moderatoren jedes mal nach vorne, dass hier jeder für sich spricht, dass es die Erfahrungen der Einzlenen sind, dass niemand im Raum die Deutungshoheit besitzt, dass es hier um ein respektvollen Austausch geht und so jeder die Möglichkeit hat, davon etwas mitzunehmen, aus dem bunten "Blumenstrauß" der Erfahrungen, der am Ende zusammengekommen ist.
Viele Grüße Heike
------------------ Signatur --------------------------
Ich bin ein Mensch mit vielen Farben und Facetten zeitweise unterbrochen durch unipolar depressiven Phasen, im MD-Forum schon seit 2002 vertreten.
"Recovery zielt nicht auf ein Endprodukt oder ein Resultat. Es bedeutet nicht, dass man ›geheilt‹ oder einfach stabil ist. Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können" (Patricia Deegan 1996).