Hallo Sputnik,
ist es vielleicht auch so, dass es viele Wege aus der "Opferrolle" gibt? Für dich und einige Mönche ist es der Verzicht, für einige andere ist es ein Mittelweg, zwischen nicht dem Konsum und des Schneller, Besser, Weiter, Höher zu erliegen und dennoch aber nach einer inneren Entwicklung und innerem Wachstum streben wollen und seine Fähigkeiten und Ressourcen zu erkennen und ggf. auch zu erweitern..
Wobei dieses Streben nicht mit (ich will der Bessere sein, um dadurch geachtet zu werden, was übrigens auch beim Verzicht üben der Fall sein könnte), sondern weil man an seiner eigenen Weiterentwicklung interessiert ist. So wie ein Kind, welches meist vor der Einschulung ein unbändiges Vergnügen hat, wie ein Forscher durch die Welt zu gehen und Wissen wie ein Schwamm aufsaugt und versucht seine Fähigkeiten weiter voran zu bringen.
Ich denke, egal welchen Weg man für sich selbst wählt oder gefunden hat, solange es nicht ein dogmatisches und dadurch zwanghaftes Verhalten annimmt oder anderen übergestülpt werden soll oder der eigene Weg als der einzig Wahre dargestellt wird, ist es völlig legitim.
Bei mir war es auch die Akzeptanz, dass ich Grenzen habe, aber eben doch mehr bin, als nur die Diagnose. So bin ich auch aus der Opferrolle herausgestiegen, habe gelernt, mit meinen Schwankungen und Grenzen umzugehen, auch einfach zu akzeptieren, wenns mal wieder abwärts geht und Strategien entwickelt, um durch diese Täler zu schreiten.
Dennoch habe ich nicht darauf verzichtet, etwas Neues zu lernen sowohl für mich selbst, als auch, dass ich dieses Wissen beruflich anwenden kann, in meinen Grenzen, die ich habe und akzeptiere. Meine Aufgabe erfüllt mich mit Sinn, gibt mir auch Mut, Durststrecken zu überstehen, es schafft eine gewisse Struktur, kleine angepasste Herausforderungen, schaffen Abwechslung und stärken meine Kräfte und Ressourcen und das Eingebundensein in einem Team oder der Austausch mit Klienten stärkt ein Gemeinschaftsgefühl.
Für mich ist das mein Weg!
Viele Grüße Heike
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Ich bin ein Mensch mit vielen Farben und Facetten zeitweise unterbrochen durch unipolar depressiven Phasen, im MD-Forum schon seit 2002 vertreten.
"Recovery zielt nicht auf ein Endprodukt oder ein Resultat. Es bedeutet nicht, dass man ›geheilt‹ oder einfach stabil ist. Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können" (Patricia Deegan 1996).