13. 07. 2019 23:05
Hi zusammen,

was kann man neben den Medikamenten machen, um das eigene Leben mit der Krankheit zu stabilisieren oder sogar noch auszubauen? Wie kann ich das anstellen?

Medikamente sind bei meiner Ausführung gesetzt und werden solange nicht diskutiert, bis es belastbare Hinweise gibt, die die Medikamente in Frage stellen können. Aber ich halte Medikamente für nur eine Säule, um mit der Krankheit zurechtzukommen. Ich wage die Hypothese, dass sehr viel auch vom Verhalten des Betroffenen abhängt. Das Verhalten wiederum ist sehr stark abhängig von den zur Verfügung stehenden Informationen und von der Konstitution des Betroffenen.

Als erstes stellt sich mir die Frage, ob man immer eine so weit wie möglich objektive Lagebeurteilung für sich erhält? Ich denke, dass dies unabhängig der Thematik der Grundstein für die sich daraus ergebene Strategie ist.

Es mag Ärzte und Therapeuten geben, die mit der Krankheit super vertraut sind, aber ich habe immer die Erfahrung bis auf einmal gemacht, dass deren Wirkungsradius situationsbedingt auf die Verwaltung des Ist-Zustands dann doch begrenzt ist. Eigentlich bräuchte man hier Sozialarbeiter mit Einblick in die Krankheit, die dann zusätzlich zu der ärztlichen Expertise eine Lageeinschätzung bzgl. des Alltags geben können. Beides aufaddiert ergäbe eine viel bessere Einschätzung der Lage der Person.

Wie kann man trotzdem zu den relevanten Informationen kommen. Man zerlegt einfach den kompletten Alltag von den eigenen Wünschen bis zu den sozialen Verbindungen. Wenn man die Dinge im ersten Moment einzeln betrachtet und im zweiten Schritt die Verbindungen untereinander sowie zur Krankheit herstellt, lässt sich manches erkennen, was man schon ahnte, aber dann schwarz auf weiß sieht, wenn man es skizziert. Was sind meine privaten und beruflichen Ziele und vor allem auch Wünsche. Man muss sollte auch träumen dürfen! Was macht die Krankheit mit mir und vor allem wo regiert diese Krankheit in mein Leben stärker hinein? Hierzu zerlege ich als zweites den gesamten Alltag in seine Komponenten (z.B. Privatleben – Kinder, Partner, Angehörige, Freunde, Bekannte - Berufsleben – Kollegen, Klima – persönliche Konstitution, finanzielle Situation, Interessen/ Hobbies etc) und schaue dann, wo es Knackpunkte gibt.

Ein Beispiel aus meinem Leben dürfte ganz interessant sein und hoffentlich nehmen es die Angehörigen in diesem Forum nicht persönlich. Meine Eltern hatten sehr viel Angst um mich, seit die Krankheit damals ausgebrochen war. Sie wollten mich beschützen und aus belastenden Situationen herausnehmen. Sie informierten sich bei anderen, aber fragten nie mich, warum ich so kämpfe. Das Resultat war, dass mich das zusätzlich Kraft kostete und ich mich abwandte (Heute ist wieder alles okay, weil sie mich dann doch noch verstanden, auch wenn es sehr spät war). Hilfe, eine sehr schöne Gabe, kann auch zur Belastung führen. Das zu erkennen, ist aus meiner Sicht gar nicht so einfach, weil die Intention meiner Eltern richtig gut war.

Die eigene Lage richtig einschätzen ist aus meiner Sicht enorm wichtig und ein Grundpfeiler, um etwas stabil zu halten oder sogar zu verbessern.

Die zweite Frage ist dann, wie kann ich die Informationen verarbeiten. Was sollte ich beachten?

Wenn man sich gut und selbstkritisch genug eingeschätzt hat, kennt man grob seine Grenzen, seine Belastbarkeit und somit auch seine Leidensfähigkeit. Man sollte sich über eine aufgeteilte Strategie, die eine Kurz-, Mittel-, und Langfristigkeit beinhaltet, an die Thematik wagen, die man angehen möchte. Ein bisschen Fantasie sollte man auch haben. Man sollte sich das Scheitern erlauben, um mit den darin gewonnenen Erkenntnissen noch einmal neu anzugreifen oder das Projekt sachlich zu begraben. Umso kleiner die Stufen, umso mehr Teilerfolge motivieren ein. Erfolge sind wichtig, dazu zähle ich auch Teilerfolge. Wenn man gegen die Wand fährt, dann sollte man sich die Zeit zum Trauern und Fluchen geben, aber wenn man dann noch die Kraft hat, kann man an diesem tiefen Punkt sehr gut Lehren ziehen, die man dann nutzen kann.

Mir hat es auch geholfen, mein Verhalten anhand meines gesamten sozialen Umfelds zu reflektieren und zu analysieren. Ich vermied/vermeide tunlichst meine Krankheit für mich als Ausrede zu benutzen, auch wenn es stimmt. Ich konnte mich so anpassen und etliche bipolare Symptome durch taktische Pausen und Kniffe, die mittlerweile verinnerlicht sind, entschärfen. Die Gesellschaft wartet nicht auf einen, man muss sich schon zurückkämpfen.

Wenn man noch ein bisschen Glück und vor allem Geduld hat, lassen sich vielleicht die eine oder andere Grenze verschieben.

Ich möchte mit meiner Ausführung einfach mal ein anderes Thema setzen. Ich sehe die Medikamente als eine Säule, aber sie werden nach meiner Erfahrung den normalen Alltag selten wieder zurückbringen.

Welche Möglichkeiten gibt es noch, um sich dem alten gewünschten Alltag wieder anzunähern?

Desweiteren sind aktuell vermehrt Themen unterwegs, die sich eher mit der Meta-Ebene beschäftigen, was okay ist, aber die alltäglichen Probleme nicht lösen werden.

Soweit meine kurze Ausführung mit der Anregung über Strategien und Taktiken im Alltag, danke fürs Lesen.

Viele Grüße, nebulos
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Was ist die zweite Säule neben den Medikamenten?

nebulos 2543 13. 07. 2019 23:05

Re: Was ist die zweite Säule neben den Medikamenten?

JohannavonOrleans 558 13. 07. 2019 23:19

Psychoedukation

Lichtblick 523 13. 07. 2019 23:20

Re: Psychoedukation

nebulos 447 13. 07. 2019 23:53

Nachtrag

nebulos 519 14. 07. 2019 00:29

Beispiele würden mir weiterhelfen

Lichtblick 396 15. 07. 2019 21:22

Re: Beispiele würden mir weiterhelfen

nebulos 456 15. 07. 2019 23:11

Re: Beispiele würden mir weiterhelfen

rotesPferd 460 26. 07. 2019 19:09

Re: Was ist die zweite Säule neben den Medikamenten?

Spheniscus humboldti 617 14. 07. 2019 09:55

Re: Was ist die zweite Säule neben den Medikamenten?

Milla 526 14. 07. 2019 11:01

Re: Was ist die zweite Säule neben den Medikamenten?

MadameX 464 19. 07. 2019 20:35

Re: Was ist die zweite Säule neben den Medikamenten?

elsbeth 403 26. 07. 2019 19:49

kleines Zwischenfazit

nebulos 499 26. 07. 2019 23:17

Re: kleines Zwischenfazit

JohannavonOrleans 467 27. 07. 2019 14:35

Re: kleines Zwischenfazit

Frech 384 28. 07. 2019 09:54

Bitte um Respekt vor dem gesetzten Thema

nebulos 400 28. 07. 2019 10:34

Re: Bitte um Respekt vor dem gesetzten Thema

Frech 408 28. 07. 2019 11:12

Re: Bitte um Respekt vor dem gesetzten Thema

nebulos 389 28. 07. 2019 11:19

Re: Bitte um Respekt vor dem gesetzten Thema

Frech 365 29. 07. 2019 17:00

Re: Bitte um Respekt vor dem gesetzten Thema

A20213 323 29. 07. 2019 19:27

Re: Bitte um Respekt vor dem gesetzten Thema

nebulos 354 29. 07. 2019 22:24

Re: Bitte um Respekt vor dem gesetzten Thema

A20213 369 30. 07. 2019 16:54

Re: Bitte um Respekt vor dem gesetzten Thema

Frech 373 01. 08. 2019 07:28

Re: Bitte um Respekt vor dem gesetzten Thema

Frech 458 01. 08. 2019 09:37

Bekehrung, Besserwisserei oder doch ein nicht bezwingbarer Mitteilungsdrang?

kinswoman 359 01. 08. 2019 14:49

Manien/Einfühlungsvermögen

A20213 326 01. 08. 2019 16:04

@Kins und A20213

zuma 361 01. 08. 2019 19:53

Zuviel Information

Heike 362 01. 08. 2019 10:47

Re: Zuviel Information

Mexx55 485 01. 08. 2019 12:28

Vielen Dank

nebulos 569 01. 08. 2019 20:21

Re: Was ist die zweite Säule neben den Medikamenten?

Hotte 451 01. 08. 2019 13:11

Re: Was ist die zweite Säule neben den Medikamenten?

Skandal 298 01. 08. 2019 14:07



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