Re: Angehörigen "hintergehen"

27. 09. 2019 15:58
Hallo Spheniscus (übrigens auch schwarz/weiß, wie diese Krankheit),

ich kann Deine Überlegung nachvollziehen, aber denken wir diese mal weiter. Du sprichst mit dem Arzt, der Therapeutin und dann? Sollen sie ihn anrufen und "einbestellen"? Was, wenn er nicht will?

Ich wundere mich, das hier gesagt wird - einmischen. Ich als Angehörige habe sonst immer zu hören bekommen, raushalten und da ging es um viel weniger als Rücksprache mit einem Arzt oder einer Therapeutin. Aus meiner Sicht, zurückziehen, abwarten und nur reagieren, wenn er sich a.) professionelle Hilfe holt und b.) Dich um Rat oder Hilfe bittet. Er ist empathisch und trägt Dich auf Händen - siehe es mal so, wenn er in der richtigen Phase ist.
Er trennte sich und Du bist nicht gegangen, bist bei ihm geblieben und hast zu ihm gehalten. Bewundernswert und loyal, aber ob Du ihm damit hilfst? ER kann sich nur selbst helfen, durch Krankheitseinsicht, Medikamente und einen guten Arzt/Therapeuten. Dann ist ein gutes soziales Umfeld hilfreich, weil es Stabilität schafft. Erst muss der Betroffene handeln, weil er nur dann in der Lage ist, wirklich Hilfe anzunehmen. Ausnahme wäre für mich, wenn die Krankheit so zuschlägt, das der Betroffene nicht mehr Herr der Lage ist und man handeln muss....

Ich glaube, wenn man das nicht macht, ist man als Angehöriger irgendwann entweder kaputt oder co-abhängig, beides hilft dem Betroffenen überhaupt nicht. Seine Launen zu ertragen, sind für Dich ja kein Dauerzustand.
Meine Tochter hat mit mir ganz klare Absprachen und Regeln getroffen, für den Fall, das die Krankheit sich wieder von ihrer unangenehmsten Seite zeigt. Was sie wie möchte und was nicht. Ich habe gesagt, dass ich immer für sie da bin, einzige Ausnahme, sie setzt ohne Kenntnis ihres Arztes das Medikament ab, dann bin ich raus.
Sie darf Wünsche und Erwartungen an mich haben, ich habe diese eine an sie. Weil ich weiß, was sonst passiert und durch dieses Tal werde ich nicht gehen, wenn es vorsätzlich verursacht worden ist.
Man hört ganz oft.... ich erwarte das sich Angehörige so und so verhalten, Verständnis, Rücksichtnahme, Hilfe. Kein Thema, kann man alles erwarten und bekommen, aber erst hat der Betroffene selbst seinen Anteil dazu beizutragen. Diesen Kampf kannst Du nicht für ihn führen, so sehr Du helfen möchtest, den kann er nur allein ausfechten.

Und bitte, einen Arzt, der sich auskennt, ich fürchte Johanniskraut ist nicht das Mittel der Wahl. Vielleicht hast Du eine Selbsthilfegruppe in Deiner Nähe, das würde Dir wahrscheinlich auch helfen, Betroffene und Angehörige zum Reden zu haben?

Liebe Grüße Annika
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Angehörigen "hintergehen"

Spheniscus humboldti 1837 11. 07. 2019 13:15

Re: Angehörigen "hintergehen"

Freesia 380 27. 09. 2019 11:50

Re: Angehörigen "hintergehen"

Lichtblick 387 27. 09. 2019 15:22

Re: Angehörigen "hintergehen"

Annika 706 27. 09. 2019 15:58



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