Hallo Sputnik,
ich habe für meine Verhältnisse recht oft in deinen Baum geschrieben aber nicht auf dich. Das hole ich jetzt nach.
Sputnik19 schrieb:
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> Mich würde sehr interessieren, wer von euch
> ebenfalls versucht hat, für sich die ganz
> individuellen tieferen Gründe der Erkrankung zu
> erforschen, und die "Angst" vor der Krankheit
> durch eine Strategie des Annehmens, der positiven
> Betrachtung und der aktiven Bewältigung durch
> diszipliniertes Arbeiten an sich selbst in den
> Griff zu bekommen.
Auch ich habe lange nach meinen individuellen tiefen Gründen nach meiner Erkrankung gesucht.
In der Familiengeschichte wurde ich 3 Generationen zuvor fündig, nicht mehr nachvollziehbar ob tatsächlich bipo, aber eine Abweichung von der Norm nach durchaus nachvollziehbarem Grund. Das ist aber nur 1 Komponente, die Disposition, die vor mir gesund gebliebene Vorfahren sicher auch aufwiesen.
Meine individuelle Ursache war auch gut zu identifizieren.
Mein 1. Auslöser brauchte schon mehr Zeit, Krankheitserfahrung, Rückschläge bis zu meiner Einsicht und langer schwerer Zeit bis zur Annahme der bipo Erkrankung.
Meine Grundeinstellung war und ist: Wenn diese Botenstoffe zeitweilig im Gehirnstoffwechsel fehlen oder übermäßig vorhanden sind, muss es dafür Gründe geben, dass das nur zeitweilig so ist und nicht permanent. Im Gegensatz zu anderen, die sagen: Wenn diese Stoffe im Gehirn fehlen, müssen sie halt zugeführt werden.
Um überhaupt nach Jahren ohne Medis in den Stand zu kommen zu reflektieren, an mir zu arbeiten, brauchte es ein Medi, das ich bis heute nehme und froh darüber bin.
Und dann begann ich zu arbeiten an meiner individuellen Erkrankung, Vieles habe ich mir angelesen und auch umgesetzt, wenn ich es für tauglich hielt. Manches habe ich einfach probiert und für gut befunden oder gelassen. Selbsthilfe war und ist ein wichtiger Faktor, von anderen zu lernen, zu geben, Weiterbildungen, Kommunikation, Gemeinschaft. Ich war immer interessiert über das Symptom hinaus zu verstehen. Ein Faktor ist ebenso meine Auseinandersetzung mit meinem evangelischen Glauben. Wichtig ist mir bei allem, nicht zu verkopfen und in der Theorie stecken zu bleiben, mich nicht in Ideologien zu verfangen, sondern ins Tun zu kommen. Mich immer wieder neu zu reflektieren mit anderen, Bildung reizt mich immer wieder neu, Hintergrund aufzubauen, aber auch informiert zu prüfen was Sinn macht für meinen zufriedenen Umgang mit der Bipo und was diesen eher stört, torpediert oder Scharlartanerie ist.
Hobby für das Aufatmen der Seele, Recovery - eigene Stärken erkennen oder wieder entdecken, mir wieder etwas nach meinem Vermögen, Kompetenzen, Begrenzungen zutrauen. Liebe leben zur Familie, Natur, zu mir.
Die Angst vor Phasen oder mich vereinnahmen zu lassen ist der Gelassenheit gewichen, schönes Gefühl.
Der Komplexität dieser Erkrankung entspricht in etwa auch mein komplexer Umgang damit.
Alles Gute für dich!
s.
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reifer werden heißt,
schärfer trennen,
inniger verbinden
- Hugo von Hofmannsthal -