Zunächst Danke, liebe Frech, für Deinen Willkommensgruß - darüber habe ich mich sehr gefreut.
Nun habe ich noch diesen "Nachtrag", im Anschluss an mein Thema:
Das Hinterfragen, das Selbst-Erforschen des eigenen Lebensweges kann, wie gesagt, zu bitteren Erkenntnissen führen.
DIES wird, meines Erachtens, sogar die Regel sein. DESHALB ist es ratsam, sich auf diesem Wege gut begleiten zu lassen. Durch eine/n wirklich guten Therapeuten/in.
"Wirklich gut" heißt, eine/n die/der nicht seinerseits / ihrerseits dominiert wird von Angst. Letzteres kommt leider vor, und dann kommt es zu unguten Projektionen.
Die bitteren Erkenntnisse können zum Beispiel so aussehen, und da kann ich natürlich nur über mich sprechen: Die Berufswahl, die nahezu 3/4 oder 2/3 des Lebenswegs bestimmt hat, war der Person, der EIGENTLICHEN Person, völlig unangemessen. Weil sehr wesentliche Elemente des So-Seins - wie etwa Hochsensibilität, künstlerische Neigung, Freiheitsbedürfnisse, starkes Gerechtigkeitsempfinden - nicht zu dieser Berufswahl gepasst haben bzw. es für einen Menschen mit diesen Eigenschaften geradezu "fatal" war sich den Gesetzmäßigkeiten jenes Berufs unterwerfen zu müssen.
Nun herrscht natürlich in unserer Gesellschaft die Haltung vor, dass man "um alles in der Welt" einen "guten" oder gar "sehr guten" Beruf nicht hinschmeißen darf. Auch in diesem Punkt wird "Angstmache" ganz groß geschrieben.
Natürlich ist ja auch einiges an Schwierigkeiten, mit denen man bei einem "Ausstieg" zu rechnen hat, ganz real. Es gibt nun mal die Notwendigkeit, ausreichend Geld zum Leben zu haben und zwar Monat für Monat. Noch verschärft wird das Ganze wenn jemand eine Familie zu ernähren hat.
Was mich selbst betrifft, so ist mir mütterlicherseits, quasi wie bei einer Schluckimpfung, schon früh eine Verarmungsangst eingeimpft worden (ohne dass viel explizit gesprochen wurde). "Mädchen, tu bloß ALLES damit du finanziell ein Leben lang unabhängig sein wirst" - das war die berühmte "silent Message". Künstlerische Berufe existierten in dieser Denke gar nicht. Alles in dieser Richtung wurde schon früh "abgewürgt". Ja, aus mir ist "richtig was geworden". Aber schwer krank bin ich dabei auch geworden.
Auf einem alternativ gedachten Lebensweg, der nicht nach Westen, sondern nach Osten geführt hätte, wäre aus mir sehr wahrscheinlich eine beachtete Künstlerin geworden, Schwerpunkt Malerei, Druckgraphik und Bildhauerei, und auch Buchautorin.Um meinen Lebensunterhalt hätte ich mich nicht ständig, bewusst oder unbewusst, gesorgt. Wie es schon Jesus im Evangelium gesagt hat, hätte dieser sich einfach in ausreichendem Maße, eingestellt.
Ja, es besteht, eigentlich, für mich Grund zum Weinen. Denn, wie gesagt: ich musste über 50 werden, bevor mich "das Schicksal" in der Gestalt der BPS aus der Umklammerung des unpassenden Weges und seiner Gesetze befreit hat. Und selbst dann hatte ich noch Jahre damit zu tun, bis ich das "innere Loslassen" wirklich geschafft hatte. Denn jener Weg war geradezu zu meiner "Identität", meinem Selbst-Verständnis, geworden. So viel Identifikation ist fatal - ist aber verständlich, denn ich hatte ja so viel von meinem Selbst aufgegeben. Dieses aufgegebene, verdrängte, ja abgespaltene Selbst wollte dann, begreiflicherweise, nicht "untergehen", sondern auf der anderen Ebene, der Berufs- bzw. Karriere-Ebene, "weiter leben". Sowas führt geradezu in die Über-Identifikation.
Aber nein, ich weine nicht. Es hat alles seine Gründe, und ich muss mein "altes Leben" auch nicht einfach auslöschen wie die Kreideschrift auf einer Tafel. Es ist ein Teil von mir, gehört aber der Vergangenheit an. Mein Leben ist im Hier und Jetzt. Mein früheres Berufsleben hat mir viel Interessantes gebracht, interessante Begegnungen mit Menschen, Kenntnisse und Fähigkeiten die mir auch heute noch privat viel nutzen. Das Künstlerische aber, das ich aktiv "nebenher" vor über 20 Jahren begonnen habe, kann ich heute intensiv betreiben, wann und wie ich will, und so bin ich halt eine Spätberufene. Und ich bin in der komfortablen Situation dass ich wirklich ganz frei bin - anders als viele junge Künstler unterliege ich keinerlei Zwang, mit meinen Werken Geld verdienen zu "müssen".
Was meines Erachtens problematisch ist für jede und jeden mit BPS: Einfach Medikamente nehmen und das "alte" Leben unverändert weiterleben wie bisher, nichts hinterfragen sondern einfach weiter und weiter im alten Trott. DAS - und dies richtet sich besonders an die Ach-so-Krankheits-Kundige "Lichtblick" - also DAS halte ich für ein echtes Problem, im Hinblick auf Rückfall-Gefahren.
Wer aber ehrliche Einkehr bei sich halten kann, und zur wirklichen Umkehr bereit ist; wer zu konfuzianischer täglicher Übung an der Selbstverbesserung bereit ist, und bei entsprechenden Erkenntnissen auch Konsequenzen durch Änderung des eigenen Lebensweges zieht, braucht meines Erachtens nicht ständig "Angst" zu haben. Der/die darf begründete Hoffnung haben, zu genesen. Auf längere Sicht.
Nochmals: ich bleibe vernünftig und werfe meine Medikamente nicht gleich ins Klo. Aber ich glaube an MICH und an meine geistig-seelischen Kräfte, so wie ich an jeden anderen Menschen und seine geistig-seelischen Kräfte glaube, sofern er/sie diese denn mobilisiert und pflegt.. Ich glaube also NICHT "an eine Krankheit". - Von daher tut es übrigens auch überhaupt nichts zur Sache, "welche Medikamente" ich nehme. Vor allem hat das auch Null mit einer Eingangs-Frage vom 30.06. zu tun.
Was indessen "Lichtblick" da so von sich gibt, mutet mich inzwischen schon fast quasi-religiös an. Der "Glaube" an "Die Krankheit" -- als neue Religion - ?!? Einhergehend mit der Einhaltung der Medikamenten-Einnahmen als das tägliche Darbringen von Opfergaben, um die Rückfall-Götter milde zu stimmen?? - Verzeihung, ich kann mich eines gewissen Sarkasmus nicht erwehren.
Viele Grüße
Sputnik