Hallo Bonnaparte,
da stimme ich Dir vollkommen zu, dass es nicht DIE Lösung gibt und dass jeder seinen ganz individuellen Weg hat. Medikamente schließen sich da gar nicht aus und können sogar eine wichtige Grundlage bilden, um für sich weitere wichtige Elemente zu finden, die einen erden, stabilisieren und wachsen lassen. So wie du für dich eben auch die Fotografie, bzw. die Kreativität als einen wichtigen Teil für dich entdeckt zu haben scheinst, so können es auch viele andere Dinge und Bereiche sein, die zum Wohlergehen und zur Lebensqualität beitragen können.
Es ist gut, wenn man ein kritischer Geist bleibt, gerade gegenüber schnellen Versprechungen. Das Konzept in der psychiatrischen Praxis, was ich hier anspreche, hat nichts mit einer Versprechung zu tun, sondern eher mit einer Haltung in der psychiatrischen Arbeit, eben Menschen so zu unterstützen, dass sie ihren eigenen Weg finden können.
Eben nicht in dem jemand sagt "Ich weiß, was für DICH gut ist", sondern indem jemand sagt: "
Ich bin an deiner Seite und gebe Dir die Informationen über verschiedenste Möglichkeiten, die ich kenne und finde mit dir heraus, welche Erfahrungen, Ressourcen und Kenntnisse du selbst schon in dir trägst und unterstütze dich dabei, deinen eigenen Weg selbst zu finden, in deinem Tempo". Es ist ein Prozess, der nicht gradlinig ist, sondern ebenso Höhen und Tiefen kennt, ein Prozess, der auch Versuch und Irrtrum beinhaltet. Medikamente und Psychotherapie werden dabei nicht ausgeschlossen, sie sind nur eben ein Teilbereich von vielen anderen Möglichkeiten, die jemand für sich dann ggf. finden kann.
Ich wünsche Dir bzgl. deinem Vorhaben mit der Psychotherapie einen guten Weg. Falls du nicht privat versichert bist, könnte es gut sein, schon jetzt, wo du dich noch weiter stabilisieren möchtest, auf die Suche nach TherapeutInnen zu machen, weil es im Schnitt schon seine 5-6 Monate manchmal sogar noch länger dauern kann, um einen Therapieplatz zu finden.
Viele Grüße Heike
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Ich bin ein Mensch mit vielen Farben und Facetten zeitweise unterbrochen durch unipolar depressiven Phasen, im MD-Forum schon seit 2002 vertreten.
"Recovery zielt nicht auf ein Endprodukt oder ein Resultat. Es bedeutet nicht, dass man ›geheilt‹ oder einfach stabil ist. Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können" (Patricia Deegan 1996).
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 13.07.19 16:34.