Ich bin 2012 derart auffällig geworden, dass ich gegen meinen Willen Bekanntschaft mit der Gewaltpsychiatrie machen musste. Vor meiner ersten Fixierung schluckte ich brav alles, erst danach wurde ich bockig. Die richtige Diagnose bekam ich erst 2016 und erst dadurch kam ich in den Genuss meiner ersten Phasenprophylaxe.
Über fünf Jahre habe ich ein Genesungsblog geführt und mich mit allem möglichen auseinandergesetzt, von Schamanischer Heilkreis über Ergotherapie und Dahlke bis hin zu Mikronährstoffen. Natürlich habe ich versucht, ohne Medikamente auszukommen. Zur Zeit nehme ich sie mit der Überzeugung, dass sie mir für den Moment helfen und der Hoffnung, dass ich vielleicht irgendwann noch einmal einen Versuch wagen kann, wenn ich das mit der Ernährung im Griff habe.
Ich habe mir erarbeitet, wie ich für mich selbst sorgen muss und es reicht mit den Tabletten, nicht in die Klinik zu müssen. Es reicht nicht, arbeiten zu können. Ohne bzw. mit Bedarfsmedikation war es zuletzt 2016 so schlimm, dass ich zum wiederholten Mal in die Klinik musste.
Angst vor einem "Rückfall" habe ich nicht mehr. Die wurde mir tatsächlich eingejagt, weil anfangs durch die falsche Diagnose der Fokus auf Psychosen lag. Mir hat da die Integrierte Versorgung geholfen mit vielen, vielen Gesprächen und auch teilweise Begleitung zum Arzt. Und meine Psychiaterin ist einfach ein ganz besonderer Mensch. Bei ihr weiß ich, dass ich immer willkommen bin, egal, wie es mir geht. Wenn ich sag, ich will das nicht mehr, dann erinnert sie mich daran, wie es mir ohne Medikamente ging, aber sie überlässt mir die Entscheidung.
An meiner Schilddrüse wurde letztes Jahr eine latente Unterfunktion festgestellt und dieses Jahr wurde (nach einer Untersuchung auf eigene Kosten) Selenmangel festgestellt. Selen wird noch vor dem Gehirn den Organen wie zB der Schilddrüse zur Verfügung gestellt. Ich muss also erstmal meinen Körper wieder auf Vordermann bringen, denn zum Körper gehört das Gehirn.
Und dann kann ich vllt einen erneuten Absetzversuch wagen.
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Pronomen: er, Baujahr 80, GdB 50, voll erwerbsgemindert, berufsunfähig
Diagnosen: 03/2009 rezidiv. Depression, 06/2012 schizo-affektive Störung, 08/2016 bipolare Störung, 02/2019 Psoriasis, 03/2019 Psoriasisarthritis, 10/2021 Schlafapnoe, 07/23 VD ME/CFS u.a.
Medis: Valproat 500mg 1-0-2-0, Olanzapin 2,5mg 0-0-0-1, bei Bedarf Perazin 25mg 1-3x/Tag u.a.
Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen.