Guten Tag zusammen,
ich muss doch sagen, ich bin verblüfft darüber dass die deutliche Mehrheit hier offenbar noch nie ernsthaft hinter die eigenen Kulissen geschaut hat. Hat denn auch noch nie jemand etwas von den Werken von Dr. Rüdiger Dahlke gehört respektive gelesen ("Krankheit als Weg", "Krankheit als Symbol")?
Es befremdet mich, wenn manche hier gar "der Krankheit" so etwa wie eine "eigene Persönlichkeit" zuzuordnen scheinen, und davon sprechen, dass "die Krankheit" "etwas glaube" oder auch "nicht glaube". Eine "Krankheit" "ist nicht", sie ist keine "Person" mit einem Intellekt und kann von daher schon gar nichts "glauben" oder "nicht glauben".
"Die Krankheit" ist ein vielmehr ein Symptom, dafür, dass in dem ganzheitlichen System von Körper, Geist und Seele etwas nicht stimmt. Etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. So dass auch die dem Organismus als Ganzheit innewohnenden Abwehrkräfte gegen von außen kommende Störungen geschwächt oder ganz paralysiert sind. So dass das gesunde/gesundheitserhaltende Gleichgewicht gestört ist, mehr oder weniger massiv.
Insofern ist die "bi-polare" Erkrankung, richtiger: Störung im Grunde geradezu das Parade-Beispiel des aus-der-Gesundheit - weil aus seiner Ganzheit - gefallenen Menschen. Eines Menschen der dann, meinetwegen, als "erkrankt" bezeichnet werden mag, richtiger weise aber einfach "Opfer einer Störung" geworden ist.
Das ist, so gesehen, qualitativ nicht anders bei einer Krebserkrankung, einer Herzkreislauferkrankung, einem Herzinfarkt, einer Grippe, einem Hautausschlag, einer Autoimmunerkrankung oder einer Allergie.
Dass die SCHUL-Medizin auch bei den vorgenannten Krankheiten typischerweise NICHT nach den tieferen zugrunde liegenden, d.h. ganz individuell in dem jeweiligen Menschen und seiner Lebensgestaltung / Lebensführung liegenden Ursachen fragt und forscht - das wissen und erleben wir ja zur Genüge. Sie hat dafür nicht die Zeit, und sie unterliegt sehr stark den Gesetzen der Wirtschaftlichkeit ihres Tuns. Der jeweilige Haus- oder Facharzt guckt auf die Symptome, ordnet sie so rasch wie möglich da ein wo er es für richtig hält und verschreibt Medikamente, welche die Symptome "wegbekommen" sollen. Und/oder es wird operiert.
Dies vorausgeschickt, sollte doch jedem, der klar und logisch denken kann, klar sein: GERADE die "bi-polare Störung" gibt Anlass dazu, sich selbst (ggf mit Hilfe eines Therapeuten oder anderen Begleiters) zu fragen: WAS hat mich in meinem bisherigen Leben SO SEHR aus der inneren Balance gebracht, dass sich dies letztlich sogar somatisch - nämlich in einer Dysbalance der Botenstoffe im Gehirn - niedergeschlagen hat? So dass ich jetzt, vordergründig somatisch - also körperlich - an einer Stoffwechselstörung des Gehirns leide die sich in mehr oder weniger starken, mehr oder weniger häufigen, Stimmungsschwankungen manifestiert?
An DIESEM Punkt - so vermute ich - scheuen sich freilich Viele, wirklich mit "völlig offenem Visier" auf und in ihr bisheriges Leben zu schauen. Auf ihren bisherigen Lebensweg zu schauen, und ganz offen und ehrlich mit sich selbst eventuell auch sehr unbequemen Wahrheiten ins Gesicht zu sehen. Oder wie Dahlke es ausdrücken würde: Den Mut zu haben, den oder die eigenen - eventuell sehr lange verdrängten, eventuell ganz und gar nicht schönen - "Schatten" anzuschauen.
So kann es etwa sein - ich kann jetzt natürlich, und will auch nur, einige Beispiele aus meiner eigenen Selbst-Erkenntnis nennen:
- die Wahl des Berufswegs war verfehlt, sie hat zu einer stark einseitigen, der Person, den eigenen Talenten, vor allem kreativen Talenten nicht angemessenen Ausrichtung geführt; besonders fatal ist, wenn dieser Beruf, statt der angeborenen Dominanz der Rechtshemisphäre (ich spreche hier von den beiden Gehirnhälften, die wechselseitig zur Händigkeit funktionieren - ein Linkshänder, wie ich, ist also rechtshemisphärisch), eine ständige Überaktivierung der Linkshemisphäre im Alltag erfordert;
- die Wahl und Gestaltung des bisherigen Lebenswegs hatte - meist unbewusst - damit zu tun, dass man "bloß auf gar keinen Fall so werden wollte wie Vater/Mutter"; das ist ungefähr so, als würde ich, auf einem sonnenbestrahlten Spazierweg, rennen und rennen und rennen in dem verzweifelten Versuch, meinem "Schatten" um jeden Preis zu entkommen bzw diesen sogar abzuschneiden; nicht sehend, dass links und rechts vom Weg auch noch Wald ist oder zumindest Bäume, die kühlenden Schatten spenden wo man sich erholen kann;
- bei der Partnerwahl habe ich mich vertan - statt meinen eigenen Schatten zu erkennen und zu integrieren, und auf DIESE Weise ein "Ganzer Mensch" zu werden, der sich dann wirklich authentisch einen Partner suchen kann, habe ich den Schatten, unbewusst, auf den Anderen projiziert, und den Schatten in diesem sogar "toll" gefunden. So toll, dass ich mich in ihn verliebt habe - um auf DIESEM Weg ein "Ganzes" zu werden. (DAS ist mir z.B. passiert; von wegen "Gegensätze ziehen sich an" - Pustekuchen, die Sache ging furchtbar schief).
Versteht mich nicht falsch, es steht mir nicht zu über irgend jemanden ein Urteil zu fällen der sagt: Ach was, ich nehme einfach meine Medikamente und gut ist; ich kann damit leben. Nein, ich verurteile das überhaupt nicht, das wäre auch wirklich vermessen - zumal mir ja bewusst ist dass jeder Fall wieder anders liegt. Dem/der rufe ich dann nur zu, Ok, prima!
Da ich aber andererseits noch nirgendwo gelesen habe, dass die Wissenschaft davon ausgeht, dass ein gewisser Anteil bei der bi-polaren Störung REIN oder GANZ überwiegend genetisch erklärbar sei (wie etwa Brustkrebs bei Frauen die ein bestimmtes Gen in ihrem Erbgut haben), bin ich der Auffassung, dass selbst für diejenigen, die nicht von der Überlegung motiviert sind, irgendwann mal "ganz" ohne Medikamente leben zu wollen, es lohnenswert sein kann, sich die oben erörterten Fragen zu stellen. Einfach dann nicht zu dem Zweck, von den Medikamenten weg zu kommen - sondern primär zu dem Zweck, das für die tägliche bestmögliche Lebensführung zuträgliche und so wichtige "Selbst-Management" so optimal zu gestalten wie möglich. Wobei dann, wenn man diese Disziplin wirklich gemeistert hat, vielleicht die Medikamente auch einfach weniger werden können.
Beste Grüße und Danke fürs Zuhören - und Antworten!
Sputnik