Hallo zusammen,
was mich seit vielen Jahren, ja von Anfang an, an meinen Psychiatern stört: Es interessieren immer nur die Symptome. Der Psychiater will immer nur die Symptome weg kriegen - dann verbucht er das als "Behandlungserfolg". Etwas qualitativ anderes als ein Apotheker ist der Psychiater, so gesehen, nicht. Wenn ich in die Apotheke gehe und ein Symptom schildere, dann kann der Apotheker mir - aus dem Bereich der nicht verschreibungspflichtigen Medikamente - auch was "verordneten" womit "es" "weggeht". Zumindest mit gewisser Wahrscheinlichkeit.
Auch wenn ich nun schon seit 2002 mit dieser Bipolar-Diagnose herumlaufe: Akzeptieren kann ich diese Herangehensweise bis heute nicht. Wer sich - generell - mit dem Thema "Mensch, Gesundheit, Krankheit" befasst, der weiß: Jede Erkrankung hat einen tieferen Grund. Natürlich ist das ein weites Feld. Es gibt genetische Gründe (Ursachen). Es gibt Umwelteinflüsse. Es gibt Gründe die mit der (falschen) Ernährung und mit Bewegungsmangel zu tun haben. Und es gibt seelische Gründe.
Interessanterweise hat die Wissenschaft, die maßgeblich von Pharma-Interessen gesteuert wird, die Ursachenforschung im Bereich der Bipolaren-Störung offenbar aufgegeben. Jedenfalls las ich, dass seit etlichen Jahren nicht mehr nach neuen Medikamenten geforscht wird. Wird als nicht mehr lukrativ angesehen, zumal der Aufwand, in Sachen "Ursachenforschung" - will heißen: "biologische/hirnorganische Ursachen", allein daraufhin ist ja die Pharmako-Therapie ausgerichtet - noch etwas Neues zu finden, als enorm hoch eingestuft wird.
Ich selbst bin davon überzeugt, dass die Ursachen der BPS für jeden Betroffenen höchst individuell sind. Dies bedeutet: Wenn man wirklich ernsthaft sich selbst erforscht, und genau hinschaut, wird man erkennen, welche "Botschaft" hinter den einzelnen "Anfällen" der Manie steckt. Bei mir zum Beispiel erscheint es mir glas klar: Ich war schon immer ein sehr freidenkerischer, idealistischer kreativer Geist - ausgerechnet ich habe mich aber in einen sehr autoritätsorientierten, "gesellschaftstragenden" Beruf zwängen lassen. Ja, war. natürlich meine "freie" Wahl - aber wie frei ist man, wenn man, mehr unterbewusst als bewusst, schon früh darauf gepolt worden ist die Erwartungen anderer zu erfüllen.
Dies ist ein fokussiert anamnestischer Ansatz. Das ist derselbe Ansatz, welcher von dem Erfinder der Homöopathie, Samuel Hahnemann, als für die Gesundung des Menschen allein zielführend propagiert worden ist.
Mir hat der Ausbruch der "Krankheit" dazu verholfen, aus dem engen Korsett eines Berufs, der die Entfaltung meiner künstlerischen und sonstigen kreativen Fähigkeiten stark behindert hat, aussteigen zu können. Der mich, die ich nunmal Rechtshemisphärisch bin, ständig ins Linkshemisphärische gezwungen hat. Irrwitzigerweise war dieser Ausstieg für mich trotzdem schwer, das berühmte "Loslassen" meiner über Jahrzehnte durch diesen Beruf, diese Karriere stark geprägten Identität hat mich viel Kraft gekostet.
Auf dem so zustande gekommenen Weg kann ich jetzt, im "Ältersein", mich endlich kreativ entfalten.
Von daher halte ich es insbesondere für fatal, das Psychiater ihren Schützlingen ständig "Angst" machen und sie auf diesem Wege davon überzeugen wollen, dass sie ein Leben lang Psychopharmaka zu nehmen haben. Klar, wenn mein Job sich darauf beschränkt, immer nur "Symptome" wegzudrücken, ja, dann ist damit zu rechnen dass die "wiederkommen" wenn man die Medikamente ausschleicht. Da kann ich aber nur sagen: "Arme Psychiater". Und nach meiner Erfahrung spielen da auch noch erhebliche Projektionen eine Rolle. Die "Angstmache" hat oft sehr viel damit zu tun dass der PSYCHIATER "Angst" hat. Vor eventueller Haftung (!). Darum - findet mal einen, der bereit ist, mit euch auf ein Leben ohne Psychopharmaka hinzuwirken! Das könnt ihr vergessen!
Ich bin jetzt 63. Und nicht bereit, für den Rest meines Lebens Psychopharmaka zu nehmen. Medikamente die sehr wahrscheinlich auch noch mein Leben verkürzen. Die u.a. ein Risiko des plötzlichen Herztods mit sich bringen. Vor kurzem bekam ich schreckliche Anfälle von Herzrhythmusstörungen, einmal auch eine plötzliche Bluthochdruck-Attacke, obwohl ich sonst immer niedrigen Blutdruck habe. Das geht so nicht weiter! Seit 9 Jahren bin ich berentet. Eine Neigung zu Suizidgedanken hatte ich nie. (Wäre das anders, würde ich eher einsehen dass ich weiter Medikamente nehmen muss). Mein Problem waren immer nur manische Ausraster. Wutanfälle sondergleichen. Alle aus gegebenem Grund - aber ja, alles übers Ziel hinaus. Ich weiß genau, ich muss an mir arbeiten. Muss eine Lebensdiziplin entwickeln. Mich davor hüten, impulsiv zu handeln - das gilt auf allen Ebenen. Ich muss daran arbeiten, mich nicht "zu ärgern". Die 24-Stunden-Regel beachten, bevor ich irgendetwas kaufe. Und, das weiß ich heute genau, ich darf absolut keinen Alkohol trinken. NULL. Natürlich auch keinerlei andere Drogen. Das kriege ich problemlos hin. Ansonsten brauche ich einen Tagesplan, der nötige Arbeiten wie Hausarbeit und sinnstiftende Arbeiten wie Buchschreiben, Kunst machen, Kochen etc umfasst. Wichtig für eine solche Disziplin-Entwicklung ist auch Medikation und den Fernseher rechtzeitig abzuschalten.Und mein täglicher hurtiger Spaziergang von gut 30 Minuten.
Mich würde sehr interessieren, wer von euch ebenfalls versucht hat, für sich die ganz individuellen tieferen Gründe der Erkrankung zu erforschen, und die "Angst" vor der Krankheit durch eine Strategie des Annehmens, der positiven Betrachtung und der aktiven Bewältigung durch diszipliniertes Arbeiten an sich selbst in den Griff zu bekommen.
LG Sputnik