Ich habe nach der Erkrankung auch viele Jahre eher uniszipliniert gelebt. Zwar Nebenjob und Studium durchgezogen, aber schlechtes Zeitmanagement, kein Sport (im Gegensatz zu früher), Unordnung, Formalia vernachlässigt. Ich hatte auch eine zusätzliche Erkrankung, sodass es glaube ich auch Energiesparmodus war, um das Studium usw. durchzustehen.
Jetzt nach dem Studium hatte ich den Luxus einige Monate von Ersparten leben zu können. Hat mir sehr gut getan, und ich habe Schritt für Schritt Änderungen vorgenommen: ausgemistet, entrümpelt, täglich Bewegung bzw. Ausflüge. Da mir nie jemand half eine Kur/Klinikaufenthalt zu bekommen war vieles aber auch Gewohnheit nach zwei Jahre tiefer Depression ohne stationäre Hilfe. Ich dachte mir OK: du gönnst dir jetzt deine eigene Kur, andere beantragen zur Überbrückung eben Hartz IV bis zum Jobanfang uns können auch ein paar Monate entspannen. Also gönne es dir.
Gerade bei dem Aufräumen war der Anfang schwer, da mein Zimmer total vollgestellt war. Also habe ich jeden Tag erstmal nur ein paar Dinge weggetan. Je leerer es wurde, desto leichter. Jetzt nach 3 Monaten habe ich sogar fast jede Schublade und jeden Schrank reduziert. Und tada: ich liebe das Gefühl und kann endlich Ordnung halten, da ich nur wenige Dinge habe und genug Platz.
Ich denke so ähnlich muss man auch mit anderen Gewohnheiten umgehen: Schritt für Schritt, gerade am Anfang mit kleinen Erfolgserlebnissen zufrieden geben. Und alles zusammen (Workaholic, erfolgreich, super Haushalt, Supersportlerin) geht sowieso nicht. Du musst Prioritäten setzen, was wichtig für dich ist. Alles zusammen führt nur in die Krankheit zurück.