Hattest du vor Lithium denn auch psychotische Symptome?
Ja, sicher in den manischen Zeiten.
Traten seit der Einnahme noch Stimmungsschwankungen oder Phasen auf?
Lithium schwächt die Intensität der Phasen, nimmt sie aber nicht weg. Das wird Dir als Patient auch eingeschärft, dass trotzdem Phasen entstehen können, und dass Du vor allem achtsam mit Dir umgehen musst.
Das muss man dann den besten Freunden noch erklären, dass man seine Medikamente nimmt, aber trotdem aus der Brandbreite gehen kann.
Vor einem halben Jahr bin ich doch sehr Richtung Manie gerutscht (hatte mit Überforderung auf allen Ebenen zu tun), habe es selbst nicht zu der Zeit so gesehen, war aber das erste Mal in den 9 Jahren Medikation, dass ich mal wieder dicht an der Psychose dran war. (Gerade nochmal gut gegangen, bekomme nur im Job keine Festanstellung als Konsequenz meiner damaligen Offenheit, was die BS betrifft/meines Verhaltens.)
Und was meinst du genau mit langem Atem?
Dass ich erst mit der Zeit die Vorteile des Lithiumsalzes lernte zu schätzen.
Dass Nebenwirkungen wie ein „Kribbeln im Hirn im ersten halben Jahr der Einnahme, als ob etwas im Kopf einschläft" komplett verschwinden.
Dass der Verlust der Libido doch nicht für immer war, sondern auch etwas „Einbildung", hatte ich wohl zu oft als Nebenwirkung gelesen. Kam aber letztes Jahr doch wieder zurück!
Dass auch der Lithium-Schutz (innerhalb der Nicht-Garantie, wie oben beschrieben) auch nicht ab Tag eins der Tabletteneinnahme gilt, sondern sich erst in Monaten aufbauen kann. (Ist bei jedem anders, aber ich habe mit Lithium auch in einem „freien Intervall" begonnen, da war nichts Akutes dann, weil die Manie/Depression schon wieder ein halbes Jahr her war oder so)
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Enttäuschungen können Dich ersticken oder formen.
Und manchmal können sie ein Neubeginn sein.
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BS II, täglich 800 mg Lithiumcarbonat seit ca. 2010 - und seit 2008 lese ich mal und mehr mal weniger hier
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 08.06.19 17:05.