Ich selbst vertrage allgemein keine Neuroleptika, sie machen mich zu einem geistigen Zombie, d.h. mein Charakter, mein Denken und Bewusstsein, wird förmlich ausgeschaltet. Dann bin ich zwar sediert, aber am Ende sitze ich nur noch regungslos in der Gegend rum ähnlich wie ein Komapatient. Arbeitsfähig war ich vor meiner Rente damit auch nicht.
Meine Lösung waren und sind Benzodiazepine, also Beruhigungsmittel wie Valium, Tavor usw. gegen die akuten Anzeichen einer Manie. Aber das darf man eigentlich nicht zu laut sagen, weil es eine starke Abneigung gegenüber diesen Medikamenten gibt in der Ärzteschaft und auch innerhalb der Gesellschaft. Aber manchmal kann es eben notwendig sein. Das Problem ist halt die Suchtgefahr, ähnlich wie andere Stoffgruppen wie etwa Opioide für Schmerzpatienten.
Die Vorteile wären, das sich die Benzos erheblich weniger auf die Gehirnchemie auswirken, dass Spätfolgen wie EPS die bei Neuroleptika auftreten können, verhindert werden und - sehr wichtig - das es keine Gewichtszunahme gibt. Die Nachteile sind wie gesagt, das man körperlich abhängig werden kann davon. Wozu man wissen muss, diese Abhängigkeit ist nicht gravierend, sie äussert sich in Problemen wie Schlaflosigkeit, Verspannungen (Muskelkater etc.) aber man darf nicht ein falsches Bild von einem Junkie auf Heroin-Entzug haben. Die Folgen sind beherrschbar, man kann durchaus Valium usw. wieder absetzen.
Übrigens: Die von dir geschriebenen Symptome deiner Tochter decken sich stark mit der Manie, wie etwa das man distanzlos ist (das mit dem zu anderen setzen), der übermässig starke Rededrang (Logorrhoe) usw. ich denke, da wird der Arzt schon die richtige Diagnose gestellt haben.
Aber was letztendlich angewandt wird als Medikament, musst du, deine Tochter und der Arzt gemeinsam entscheiden. Nur sei dir bewusst, Neuroleptika sind keinesfalls leichte Medikamente, die weniger gefährlich sind als Beruhigungsmittel, das ist ein weitverbreitetes Vorurteil. Aber vielleicht wäre es geeignet, in einer akuten Manie deine Tochter soweit "runter" zu bringen, dass sie wieder klar denken kann und die Symptome zurückgehen.
Alle Medikamente haben so ihre Tücken; selbst Lithium hat seine Nachteile, z.B. das es in zu hoher Dosierung toxisch für die Nieren ist. Bei den NL's hast du wie gesagt die Gefahr von Langzeitfolgen wie dem Zittern, das irreversibel ist. Bei den Beruhigungsmitteln hast du die Gefahr einer Abhängigkeit.
Am Ende ist es eine Gratwanderung, man muss sich für etwas entscheiden und dessen Vor- und Nachteile in Kauf nehmen. Zur Abhängigkeit noch: Wenn du als Vater die Medikamente hast und ihr nur die abgibst, die die Dosis sind wie 1 Tablette pro Tag, dann sehe ich da weniger die Gefahr, dass sie sich hochsteigert auf Mammut-Dosierungen.
Gruss Wesker
