Dr. Thomas Bock sagte mal sinngemäß, dass die Aufgaben oder Vorhaben so gestaltet werden müssen, dass der Erfolg unvermeidbar ist. Also kleine Schritte, sich nicht den ganzen Hausputz vornehmen oder einen ganztägigen Ausflug sondern erstmal nur den Müll rausbringen und 20 Minuten spazierengehen.
Das mit der Überforderung ist natürlich eine Gratwanderung. Denn auch in Depressionen gibt es bessere, schlechtere und ganz miese Tage.
Depressive haben oft Probleme mit Entscheidungen, also kann es sinnvoll sein, keine Angebote zu machen sondern zu sagen, wir machen jetzt dieses oder jenes ohne "oder".
Ich denke, dass Mütter von betroffenen Erwachsenen es vielleicht schwerer haben zu motivieren. Nimm Freunde mit ins Boot. Die können vielleicht leichter zu etwas überreden oder bestimmend sein. Mit demselben Vorschlag (z.B. spazieren gehen) fühlt man sich als Sohn oder Tochter von der Mutter gegängelt, überbehütet. Kommt das von Freunden, wird es vielleicht leichter. Ich fühlte mich in Depressionen in der Nähe meiner Mutter oft unwohl, und alles war noch schwerer, weil ich immer das Gefühl hatte, sie achtet auf jeden schrägen Atemzug von mir. Ich stand so unter Beobachtung und kannte ihre Sorge. Das war manchmal unerträglich. Dieser Blick schon allein, diese Mischung aus Sorge, Überfürsorge, Fehlinterpretation, Übertreibung und Untertreibung, einfach alles.
Dann sagte mal jemand, das Leben fängt nicht mit den Pflichten an sondern mit dem, was man gerne macht, mit den Vergnügen. Es geht aber in Depressionen nicht um Vergnügen, sondern dass man überhaupt in Aktion kommt. Einfach tun und nicht erwarten, dass es Spaß machen muss und man sich wohl fühlt.
Vermeide Fragen wie "ist das jetzt nicht schön hier?" oder "das war doch gut, oder?" Vereinbare direkt, dass du diese Frage nicht stellst, nicht weil es dich nicht interessieren würde, aber wenn es denn so war, soll der Betroffene es sagen. Man fühlt sich bei solchen Fragen schlecht, wenn man lügen muss und einem das Lügen aus den Augen springt. Ich fühle mich schuldig, wenn der Andere mir sozusagen nichts bieten konnte, was mir Freude bereitet, obwohl er seine Zeit für mich geopfert hat und im Schlurfgang mit mir spazieren war.
Alles Gute
Friday
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Nicht alles, was schwankt, ist bipolar.
Hätte ich die Kraft nichts zu tun, ich täte nichts.
Man muss sich von sich selbst nicht alles gefallen lassen.