Hallo
"Begabter" ist ein sehr weit gefasster Begriff. Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich berichten:
1. in einer hypomanen Phase und unter Einnahme von Antidepressivum habe ich bei einem Mensa-Test einen Score von 98 erreicht - also leicht unterdurchschnittlich - ich denke/glaube/hoffe, dass ich - jünger und unter "normalen" Umständen einen weit höheren Score erreicht hätte (diese Hoffnung wird primär durch meine Schulzeugnisse und meine bestätigt hochbegabte (IQ>130) Tochter genährt 8-) Wissen tue ich es aber nicht, ist der einzige IQ Test den ich bisher gemacht habe...
2. Ich selbst bin definitiv viel kreativer in einer Hypomanie und dass das Sprechen/Schreiben leicht(er) von der Hand geht, ist glaube ich unumstritten, einig ist man sich aber nicht, was die Qualität dessen angeht. Wiederum meine persönliche Sicht: Die Qualität leidet nicht, im Gegenteil - d.h. mein "Output" ist quantitativ wie auch qualitativ (gefühlt) höher in einer Hypomanie.
3. Der gezielte Einsatz einer "hypomanen Persönlichkeit" kann in gewissen Bereichen/Funktionen durchaus "nützlich" sein - pointiert ausgedrückt "kompetent und überzeugend wirken bei völliger Ahnungslosigkeit" - ein schmaler Grat, aber machbar.
Um es kurz auszudrücken - wissend, dass dies nicht jedermann gerne liest: Ich kann hypomanen Zuständen viel Gutes abgewinnen, bisher überwiegt für mich der Nutzen daraus. Soll nicht zur Nachahmung animieren, jeder Mensch ist anders und auch die Lebensumstände.
Beste Grüsse
Statler
+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
M (46J) - seit Ende 2017 "offiziell" als Bipolar Typ 2 sowie mit verschiedenen Persönlichkeitakzentuierungen diagnostiziert, erwähnenswert hier vor allem schizoid (nicht mit schizophren zu verwechseln!).
Seit Anfang 2018 habe ich 3 durch Duloxetin verursachte hypomane Episoden - in unterschiedlicher Länge (bis zu 3 Monate) und Ausprägung - erlebt, jeweils mit anschliessender (leichter!) Depression. Aus meiner eigenen Sicht bin ich "Bipolar Typ 3" - d.h. werde ausschliesslich durch Medikamente hypoman.
Vor der Diagnose war ich jahrelang depressiv in unterschiedlicher Schwere, bis heute keinerlei stationären Klinikaufenthalte und auch keine Arbeitsausfälle wegen psychischer Krankheiten, ich bin und war voll arbeitsfähig - wenn auch (vor der Diagnose) oftmals kurz vor Zusammenbruch und Aufgabe.
Phasenabhängig nehme ich nun 30mg-60mg (ausnahmsweise 120mg) Duloxetin täglich in Selbst- resp. Bedarfsmedikation, Lamotrigin ggw. noch 25mg (wird stufenweise auf 200mg aufdosiert) abends.
Die Hypomanien hatten für mich bisher ausschliesslich positive Effekte - ich will aber weder Hypomanien "glorifizieren" noch empfehle ich meine Selbstmedikation zur Nachahmung - es ist mein persönlicher Erfahrungsbericht - nicht mehr und nicht weniger.
+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++