Wie ist es moralisch zu sehen, wenn ein Mensch sich von einem anderen trennt, weil der krank wird?
Ich habe diese Frage mal aus dem Hanföl-Treat rausgehohlt, weil sie da irgendwie gar nicht hinpasst...
Hinter Recht und Ethik steckt eine Philosophie bzw. Logik und nicht nur persöhnliche Meinung. Vielen ist aber nicht klar, dass es zwei Versionen der goldenen Regel gibt.
Die negative Version der goldenen Regel besagt, dass man niemanden etwas tu soll, was man nicht will, dass sie einem nicht tun (Tue NICHT). Praktische dass gesamte Strafrecht fusst auf dieser Form der Regel, nicht aber der Paragraph zur unterlassenen Hilfeleistung. Dieser beruht auf der positiven Version der goldenen Regel und bedeutet: Wenn Du willst, dass man Dir hilft, dann helfe auch.
Man findet diese Idee in der christlichen und buddhistischen Ethik aber auch in den Menschrenrechten (Recht auf Wasser, Nahrung, Gesundheit etc). Radikale Kapitalisten (zum Beispiel Libertäre) lehnen die positive Form komplett ab, und würden es dann z.B. auch nicht bestrafen, wenn jemand gemütlich filmt, wie Euer Kind ertrinkt.
Das problematische an der positiven Form der goldenen Regel ist nähmlich, dass sie immer auch Ressourcen erfordert, von dem helfen soll, und seine Freiheit damit automatisch auch einschränkt. Und sei es eben Zeit um das ertrinkende Kind zu retten. Menschen, die vom Wesen her unfähig sind für Fremde echte Empathie zu empfinden (anscheinend etwa 90%) sehen keine Notwendigkeit für solche Regeln, obwohl sie sich Dank des primären Überlebensinstinktes in der Regel Hilfe wünschen würden, wenn sie selbst in Not sind.
Und hier kommt das Problem, wenn man sich von einer kranken,
nicht-gewaltätigen Person trennt. Die Person die das tut, will ihr eigenes Glück maximieren, misachtet aber dafür die positive Version der goldenen Regel (hilf wenn Du Hilfe willst). Falls sie aber selbst krank würde, würde die Maximierung des eigenen Glückes nähmlich so aussehen, dass sie wollen würde, dass der Partner bleibt und ihr hilft. Das ist jetzt, was man Doppelmoral nennt: was man selbst für andere tut und was man selbst von anderen im Zweifel will stimmt hier nicht mehr über ein.
Liebe kann man letzendlich nicht erzwingen, deshalb kann man soetwas in Fällen wo der Trennungswunsch nicht ein absoluter Affekt war, auch nicht aufhalten. Als moralisch korrektes Verhalten sollte man es aber auch nicht akzeptieren. Das würde auch diejenigen herabwürigen die bei den Kranken bleiben und zum Teil sogar ihre Karriere aufgeben, um zu helfen. Ich habe ein britisches Pärchen gesehen, wo der Mann körperlich krank war und diese beiden gingen sogar lieber zusammen in den Tot, statt das die Frau sich einen fähigeren Mann suchte. Aber wenn man so eine Liebe nicht kennt, wird man es nicht verstehen und verrückt finden.