Guten Abend oder gute Nacht?
Menschen, die mich gut kennen, würden sagen, dass ich geradewegs in eine Manie hinein schlittere. Der Tonfall ist gereizter, das Mitteilungsbedürfnis größer, als es sonst der Fall ist. Eigentlich setzen wir uns bereits hier einer Öffentlichkeit aus, deren Reichweite wir nicht ermessen können. Man sieht und hört uns zwar nicht, aber in den Gedanken formt sich ein Abbild des Charakters. Manch einem ist man wohlwollender gesinnt, andere betrachtet man mit Skepsis. Ich stelle mir vor, wenn wir uns einander sähen, sähe die Sache anders aus. Da ist man von der Optik und der Stimmfarbe, der Gestik und Mimik derart abgelenkt und voreingenommen, dass man den Inhalten weniger Beachtung schenkt. Gerade deshalb schätze ich den Austausch hier sehr. Ich muss sagen, dass ich es schöner fände, wenn man offener mit seiner Erkrankung umgehen könnte. Die Geheimniskrämerei ist auch ein Faktor, der belastend sein kann. Wenn sich jemand der Öffentlichkeit stellt, dann sollte er ein stabiles soziales Netz haben, dass ihn trägt, wenn er an anderer Stelle fällt oder fallen gelassen wird. Aber ich nehme an, dass die Wenigsten von uns das von sich behaupten können. Und solche, die dieses Glück haben, streben weniger nach dem Heilsversprechen des Lichts der Öffentlichkeit.
Gruß