Hi,

diese Diskussion hinsichtlich der negativen Seite der Einnahme von Medikamenten wird aus meiner Sicht extrem eindimensional geführt, wenn die Leute gefrustet sind. Diese Krankheit verlangt eine gewisse Disziplin, aber vor allem braucht man Geduld. Wenn die entsprechenden Medikamente erstmal wirken, bedarf es einer gewissen Eigeninitiative, auch die Kollateralwirkungen zu verstehen und mit denen umzugehen. Das dauert nicht nur Monate, hier sprechen wir hin und wieder von Jahren. Gemessen an einem erreichbaren Menschenalter lohnt es sich, die Zeit zu investieren. Die Zeit dazwischen ist auch nicht verloren.

Und Medikamente verändern auch nicht den Charakter eines Menschen, man erlebt Einschränkungen...ja, die Freude ist dann nicht mehr so da, aber war sie damals schon noch richtig...ich bin auch vorsichtiger geworden, weil ich Angst vor der (Hypo)Manie habe, aber mittlerweile lebe ich mein Leben wesentlich intensiver und es erfreuen mich heute Details, die ich vor der Krankheit nie beachtet habe. Ich lächle viel nach innen. Die Zeit bis zu diesem Leben heute war brutal und wenig empathisch, aber ich wusste, wenn ich durchhalte, ich erhalte wieder ein lebenswertes Leben. Ich empfehle, nicht immer nur das Umfeld oder die Medikamente in Frage zu stellen, man sollte auch schauen, was man selbst von sich aus an sich ändern kann. Ich denke, dass Meidkamente und das Umfeld häufig auch als Ausrede dienen, um selbst nicht an sich arbeiten zu müssen. Die Krankheit ist Scheiße, aber wenigstens einmal kämpfen, bevor man sich ihr total ergibt...

Ich habe diesen Text in einer kleinen depressiven Phase geschrieben, wo ich mich gerade geduldig rauskämpfe. Die Auslöser waren kleine Sachverhalte im Alltag, die wie Nadelstiche mir zusetzten. Jetzt gehe ich jeden einzelnen Punkt nach...in ein paar Tagen ist das Lächeln wieder da :-)

VG