Ich kann Dich auch verstehen, das erst einmal als wichtigste Botschaft, ich habe jetzt gerade kein besseres Wort, meiner letzten Zeilen vorangestellt.
Ich kann auch die Härte oder Emotionen, mit der Du mir vor allem mit dem ersten Beitrag geantwortet hast schon sehr gut nachvollziehen. Ich erahne an meiner Geschichte, dass diese Krankheit für Angehörige, vor allem wenn es Eltern sind, eine lange extrem belastende Zeit bedeuten kann, besser wird. Angst, Ungewissheit, Ratlosigkeit, Hilflosigkeit vielleicht auch Wut und wer weiß noch, welche negativ besetzten Wörter hier hingehören. Das Schlimme ist hierbei, dass neben Zuwendung Angehörige sich irgendwann auch distanzieren müssen, um sich zu schützen. Vielleicht war dieser Zeitungsartikel in diesem Beitrag ein verzweifelter Hilferuf, ein letzter Ausweg? Ich weiß es nicht.
Und ja, meinem persönlichen Empfinden einer größeren Aufgeschlossenheit seitens der Umwelt gegenüber der Bipolarität steht die Problematik entgegen, dass die Gesellschaft, vor allem die Berufswelt des 1. Arbeitsmarkts nicht wirklich wartet.
Was diese Krankheit angeht, so denke ich zum Schluss, muss neben der sehr wichtigen psychiatrischen und medikamentösen Thematik auch mehr auf der Seite der Vermittlung dieser Krankheit passieren. Der Fachbegriff der Psychoedukation geistert ja schon viel länger rum, aber ich denke, zu verstehen, reicht nicht immer. Darüber hinaus muss eine individuelle Sensibilisierung erfolgen und das Verstandene auch im jeweiligen Alltag umgesetzt werden. Was macht die Krankheit mit mir persönlich? Wie steht es mit meiner Kraft und Geduld? Wo sind Risikopunkte, welche Kompensationen, Vermeidungsstrategien, Hilfsanker und Puffersysteme kann ich aufbauen, kurz-, mittel-, langfristig. Inwieweit kann ich Disziplin, die diese Krankheit benötigt, so in mich implementieren, dass sie weniger als Störfaktor wirkt. Eine von außen aufgedrückte Disziplin kann halten, aber sie ist körperfremd und kann auch mal wegen fehlender Kraft oder anderen ungünstigen Umständen versagen.
So meine persönlichen Gedanken im Umgang mit dieser Krankheit. Ich rechne in einem geringen Prozentsatz immer mit einem Rückfall, so dass ich permanent wachsam bin. Dieser Ansatz kostet logischerweise auch eine gewisse Kraft. In der Konsequenz ist mein Privatleben dann etwas ruhiger und bewusst regenerativer ausgerichtet. Kostenlos ist leider nichts.
Ich wünsche noch einen schönen Abend, viele Grüße nebulos