Hallo Lisa,
als Vorschlag: Du könntest Dich anders bewerben als jetzt. Telefonisch habe ich auch mal versucht,
hat aber nie geklappt. Weil: Du musst den richtigen Ansprechpartner erwischen, dann müssen die
gerade Zeit haben und eine freie Stelle auch noch. Das ist etwas viel auf einmal.
Mit schriftlichen Bewerbungen hatte ich wesentlich mehr Erfolg. Vor allem weil dann die Firma auf
keinen Zeitpunkt festgelegt war. Ich habe mehrere Stellen angefangen, nachdem meine Bewerbung
dort Wochen, wenn nicht Monate rumgelegen war.
Da ist jeder Telefonanruf längst Geschichte.
Ich hatte immer eine Standardbewerbung: Anschreiben, Lebenslauf, Zeugnisse. Ohne Bild, in einer
Klarsichthülle. Dann kostet das nicht so viel. Diese knappe Form hat mir nie jemand übel genommen.
Wirklich nie.
Dann zu Deinen Qualifikationen. Du bist Akademikerin und arbeitest seit vielen Jahren in Büroberufen.
Weißt Du eigentlich, dass das auch Standard ist? Und damit kein Grund, sich dafür zu rechtfertigen?
In Deutschland ist es üblich, dass Studenten Fächer studieren, in denen es niemals Berufsmöglichkeiten
für sie geben kann. Germanistik ist da ganz vorne. Also hat jede Firma ständig mit Akademikerinnen
zu tun, die im Büro arbeiten müssen.
Du hast Dein Studium abgeschlossen. Super. Mögliche Arbeitgeber interessieren sich selten für diese
Studien. Du musst klar machen, dass Du diese Büroarbeiten gerne machst (warum genau). Und dass
es nicht unter Deiner Würde ist, im Büro zu arbeiten (warum nicht).
Okay, dann bist Du Realistin. Dann stell doch mal Deine Top Five auf. Wo würdest Du am liebsten
arbeiten? Und warum?
Schreib die Gründe auf, warum diese Arbeitgeber total toll sind. Und dann schreib auf, warum die mit
Dir einen richtigen Glücksgriff tun. Das ist Ernst gemeint. Du setzt jedes Komma richtig, Du kannst Dich
am Telefon richtig melden (können die jungen Kollegen oft nicht. Meinen Lieblingsanruf habe ich von
"Hier ist der Marco von der Postbank" erhalten.) Und was sonst wichtig ist in diesen Berufen. Zeig, dass
Du das begriffen hast.
Und dann schreib Deine fünf Klarsichthüllen-Bewerbungen. Porto ist jeweils 1,45 Euro. Umschlag mit
Papprückwand. Dann die nächsten fünf Bewerbungen sofort hinterher.
Was echt wichtig ist: Interessiere Dich für die Firma. Für deren Inhalte, nicht nur für Bushaltestellen.
Natürlich kann man überall und immer arbeiten, aber genau das ist ein klares Signal für Arbeitgeber.
Das wollen die nicht. Die wollen einen roten Faden in Deinem Lebenslauf. Der darf originell sein,
aber nicht beliebig.
In anderen Bereichen würde ich nicht gucken. Weil Deine Art, Dich zu bewerben, extrem wenig erfolg-
versprechend war. Das hast Du Dir auch klar bewiesen, anstatt mal die Methode zu wechseln.
Darüber könntest Du mal nachdenken. Wie sehr Du an Dingen klebst, die nicht funktionieren.
Ich gebe es an dieser Stelle zu: Ich hätte mir im Bus nicht die Ohren zugehalten. Ohrenstöpsel:
super Idee von Irma. Aber bei dieser Handysucht und Handyseuche nicht auf Kopfhörer zu kommen,
zeigt mir: Dir ist das Problem wichtig und keinesfalls die Lösung. Das musst Du ändern.
Sonst bleibt das so. Und die eigentlich einfachen Lösungen verrotten neben Dir.
Viele Grüße
Cornelia